Augsburger Katholiken feiern ihren neuen Bischof Konrad Zdarsa

«Pfüat di, liaba Bischof, mer haltet zamm»

So manches war in Augsburg anders als sonst beim Stabwechsel von einem Bischof zum nächsten: Der im Rekordtempo von nur acht Wochen vollzogenen Ernennung von Konrad Zdarsa folgten ungewöhnlich lange dreieinhalb Monate, bis er schließlich am Samstag von seiner Diözese Besitz ergreifen konnte, wie es im Kirchenrecht heißt.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
 (DR)

Den Hirtenstab erhielt er nicht wie üblich von seinem Vorgänger Walter Mixa, der der Feier fernblieb, sondern aus der Hand des päpstlichen Botschafters in Deutschland, Nuntius Jean-Claude Perisset.



Die mehr als 3.000 Sitzplätze im kühlen Mariendom sind gefüllt, in den breiten Gängen ist jedoch noch viel Platz. Eine konzentrierte Stimmung prägt die Liturgie, den ersten Applaus erhält Weihbischof Josef Grünwald, als ihm der Nuntius attestiert, er habe seinen schwierigen Job als Diözesanadministrator gut erledigt.



Nicht mit dem Finger auf andere zeigen

Zdarsa bleibt bei seiner ersten Predigt eng am Manuskript. Seine biblische Meditation über Schmerz, Leid und Schuld mündet in den Aufruf, nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen, sondern auf sich selbst zu schauen. "Die Erkenntnis unserer eigenen Armseligkeit und Schwäche ist nicht die schlechteste Voraussetzung dafür, uns endlich helfen zu lassen."



Das Bistum Augsburg hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Als sich die Affäre um Prügel- und Untreuevorwürfe gegen Bischof Mixa in die Länge zog, sorgte sich mancher Augsburger Lokalpolitiker bereits um den Ruf der Stadt. Die Diözese erschien unversöhnlich gespalten in die Lager von Mixa-Gegnern und -Anhängern.



Erleichterung über die schnell geregelte Nachfolge

Wie ein Echo darauf klingt es da durch viele Grußworte, etwa wenn der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch von einer "Zeit der Bedrängnis" spricht und Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) vom "Sturm, der uns voneinander entfernt hat". In den sorgenvollen Rückblick mischt sich die Erleichterung über die schnell geregelte Nachfolge.



Fast beiläufig streut der neue Bischof in seinen kurzen Dank die Bemerkung ein, Bischof Walter Mixa habe ihm "auf der Rückseite eines schönen Marienbildes" gute Wünsche gesandt. "Er weilt wohl nicht im Land", fügt Zdarsa noch knapp hinzu. Mixa hat - direkt an der Augsburger Bistumsgrenze - seinen Ruhestandswohnsitz in der Diözese Eichstätt genommen. Er feiert Messen, tritt ansonsten aber nicht öffentlich in Erscheinung. Zdarsa hält zu ihm Distanz, ohne nachzukarten. Diesen Kurs hat er sich von Rom absegnen lassen.



Prozession durch die Augsburger Innenstadt

Die etwas steife Atmosphäre des Gottesdienstes weicht fröhlicher Stimmung, als die Blaskapelle vor dem Dom einsetzt. Der Bischof und sein Gefolge ziehen in einer knapp zweistündigen Prozession durch die Augsburger Innenstadt. Bunte Luftballons steigen in den Himmel - und verheddern sich in der Oberleitung der Straßenbahn. Eine Band intoniert in einer Hofeinfahrt rockig ein "Laudato si". Ministranten werfen von einem Baugerüst Bonbons in den Zug. Ein überdimensionales Weihrauchfass nebelt die Vorbeiziehenden ein.



Die Regie für das "Fest der Begegnung" im Bildungshaus St. Ulrich hat keinen offiziösen Ablauf mit weiteren Ansprachen vorgesehen. Vielmehr soll das Volk Gottes zu Wort kommen. Begleitet vom Jazz der Bigband des Mädchengymnasiums Maria Stern betreten ein indischer Gastpriester, ein Bergbauer aus dem Oberallgäu und eine Pfarrgemeinderätin aus Memmingen die Bühne. Als der zehnjährige Martin im Trachtenjanker sein "Pfüat di, liaba Bischof" schmettert und ihm versichert "denk dr nix, mer haltet zamm", springt der Funke endgültig über.



In einer Talkrunde mit BR-Moderatorin Ursula Heller gibt der sonst so zurückhaltende Zdarsa im sächselnden Tonfall seiner Heimat dann noch Persönliches preis. Wie er als Dreher einmal das Kunststück fertig gebracht habe, einen 38er Bohrer abzubrechen. Dass er Quizsendungen im Fernsehen verfolgt und sich durchaus für Fußball interessiert, insbesondere für den, der in dem Stadion gespielt wird, "das aussieht wie ein großer Autoreifen". Er meint die Arena des FC Bayern.