Widerstand gegen Kollegah-Auftritt in Köln

Aufruf zum Boykott

Soll ein Konzert des umstrittenen Rappers Kollegah im Kölner "E-Werk" abgesagt werden? Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit fordert einen Boykott. Was sagt die katholische Kirche?

Der Rapper Kollegah (dpa)
Der Rapper Kollegah / ( dpa )

Nachdem die Stadt Rastatt ein für den 9. November geplantes Konzert des umstrittenen Rappers Kollegahs abgesagt hat, fordert Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit einen Boykott des geplanten Auftritts Kollegahs am kommenden Dienstag im Kölner "E-Werk".

Kollegah propagiere in seinen Texten Antisemitismus, Homophobie, Gewalt gegen Frauen und rufe auch zum Hass gegen sozial Marginalisierte auf, so Wilhelm. Antisemitische Argumentationsweisen seien bei Kollegah keine unbedachten Äußerungen, sondern als kohärentes Weltbild zu verstehen. "Dies können und wollen wir nicht tolerieren und daher rufe ich dazu auf, sich klar und deutlich gegen diesen Auftritt auszusprechen und sich dem Boykott des anstehenden Konzertes in Köln anzuschließen. Denn: Antisemitismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen", betont Wilhelm.

Auch die katholische Kirche hat sich nun in die Debatte eingeschaltet. Der Kölner Stadtdechant Msgr. Robert Kleine sagte gegenüber DOMRADIO.DE: "Ich war heute Morgen bei der Gedenkveranstaltung anlässlich des 81. Jahrestages der Pogromnacht in der Kölner Synagoge. Der 9. November 1938 muss uns bleibende Mahnung sein: Gerade wenn antisemitische Schmähungen und Übergriffe leider wieder an der Tagesordnung sind, dürfen wir keine Rücksicht auf vermeintlich künstlerische Freiheiten nehmen, zumal Rapper wie Kollegah großen Einfluss auf unsere Jugend haben." 

Der Rapper kann eine große, vor allem junge Fangemeinde aufweisen und hat in sozialen Medien mehrere Millionen Follower.

Er halte es für falsch, dem Musiker in Köln eine Bühne zu bieten, so Kleine weiter. Er hoffe, dass viele dem Konzert mit seinen sexistischen, homophoben und antisemitischen Songs die Rote Karte zeigen werden..

"Emma" kürt Kollegah zum größten Sexisten des Jahres

Die Frauenzeitschrift "Emma" hatte Kollegah Ende Oktober zum "Sexist Man Alive 2019" ausgerufen. Künftig werde man den "Emma"-Award für den größten Sexisten jedes Jahr verleihen, teilte die von Alice Schwarzer (76) geleitete Redaktion am Dienstag in Köln mit. Es sei gar nicht so einfach gewesen, den Würdigsten herauszufinden. "Da drängelten sich die Anwärter. Doch einer ragte klar aus der Menge heraus mit seinem enthemmten Sexismus, Antisemitismus und Islamismus: der Rapper Kollegah." Er habe sich den Negativpreis mehr als verdient. "Wir gratulieren, Kollegah!"

In einem direkt an den Musiker gerichteten Schreiben heißt es: "Keiner ist so sexistisch, homophob und so antisemitisch wie du." Dieser Antisemitismus sei kein Ausrutscher, sondern habe System. Zeilen wie "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" haben Kollegah massive Antisemitismusvorwürfe eingebracht. Er selbst weist die Beschuldigungen zurück. Das Wortspiel "Sexist Man Alive" leitet sich vom Titel "Sexiest Man Alive" ab, den das US-Magazin "People" jährlich verleiht.


Stadtdechant Msgr. Robert Kleine / © Tomasetti (DR)
Stadtdechant Msgr. Robert Kleine / © Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
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