Organspendezahlen in Deutschland 2021 trotz Corona stabil

Aufbruch und Stagnation

Die Organspendezahlen in Deutschland sind 2021 trotz Corona bemerkenswert stabil geblieben. Allerdings hatten Transplantationsmediziner gehofft, dass Gesetzesreformen zu einer Steigerung der Zahlen führen könnten.

Autor/in:
Christoph Arens
Organspendeausweis / © Axel Heimken (dpa)
Organspendeausweis / © Axel Heimken ( dpa )

Die Zahl der Organspenden in Deutschland ist - anders als in anderen europäischen Ländern - trotz Corona im Jahr 2021 stabil geblieben. Allerdings bleibt die von vielen Transplantationsmedizinern erhoffte Wende weiter aus: Mehrere Gesetzesreformen sollten eigentlich dazu beitragen, dass die Zahl der Transplantationen deutlich ansteigt.

Wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Mittwoch in Frankfurt mitteilte, spendeten im vergangenen Jahr 933 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe. Das sind 20 oder 2,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Zugleich ging die Zahl der postmortal entnommenen Organe mit 2.905 im Vergleich zum Jahr 2020 (2.941) jedoch um 1,2 Prozent zurück.

"Stabilität positiv zu bewerten"

Insgesamt blieben die Organspende- und Transplantationszahlen somit im Jahr 2021 auf dem annähernd gleichen Niveau von 2019, dem Jahr vor Corona. "Angesichts der seit fast zwei Jahren anhaltenden Pandemie und der daraus resultierenden Dauerbelastung auf den Intensivstationen ist diese Stabilität positiv zu bewerten", betonte der Medizinische Vorstand der DSO, Axel Rahmel.

"Organspende in Deutschland - zwischen Stagnation und Aufbruch", so hatte die DSO im Oktober ihr Jahrestreffen überschrieben. Zum einen gebe es einen "gefühlten Aufbruch" nach den zuletzt verabschiedeten gesetzlichen Maßnahmen zur Förderung der Organspende. Auf der anderen Seite hätten die zusätzlichen Belastungen der Kliniken in der Pandemie eine Umsetzung ausgebremst.

Öffentliche Aufmerksamkeit erhöht

Fest steht: Die Debatten um die Organspende in den vergangenen Jahren haben die öffentliche Aufmerksamkeit erhöht und mehr Bürger veranlasst, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen. Anfang 2019 hatte der Bundestag nach intensiver Debatte daran festgehalten, dass nur derjenige als Organspender in Frage kommt, der zuvor ausdrücklich zugestimmt hat. Zugleich hatte das Parlament beschlossen, die Bevölkerung noch intensiver über Organspende zu informieren.

Prompt wurden deutlich mehr Organspende-Ausweise ausgestellt als in den Vorjahren.

Für Rahmel steht fest: Das ebenfalls 2019 in Kraft getretene Gesetz zur Verbesserung der Strukturen bei der Organspende hat - auch wenn es wegen der Pandemie nur teilweise umgesetzt werden konnte - zur Stabilität der Spenderzahlen beigetragen. Dabei wurde insbesondere die Rolle der Transplantationsbeauftragten in den Kliniken gestärkt: Sie müssen mögliche Spender identifizieren, Krankenhausmitarbeiter fortbilden und die Abläufe bei der Spende verbessern.

Sie haben damit eine Schlüsselfunktion im Bemühen um höhere Organspendezahlen und müssen für ihre Aufgaben freigestellt werden.

Positiv wertet die DSO auch, dass die Transplantationsbeauftragten mittlerweile auch dann schon Gespräche mit Angehörigen aufnehmen dürfen, wenn der Hirntod noch nicht eingetreten ist, aber möglicherweise kurz bevorsteht. Rahmel ist zuversichtlich, dass es für Ärzte und Pflegende auf den Intensivstationen zunehmend selbstverständlicher wird, am Lebensende von Patienten mit schwerer Hirnschädigung auch nach Organspende zu fragen.

Schon jetzt ist die Zahl der organspendebezogenen Kontakte zwischen Kliniken und DSO gestiegen: von 3.098 im Jahr 2020 auf 3.132 im vergangenen Jahr.

8.448 Menschen auf der Warteliste

Weitere Impulse verspricht sich die DSO vom Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei Organspende, das im März in Kraft tritt. Es sieht eine verstärkte Aufklärung der Bevölkerung vor. So sollen Hausärzte und Behörden, etwa im Rahmen der Beantragung von Führerscheinen und Pässen, über die Organspende informieren. Zudem ist die Einführung eines bundesweiten Organspenderegisters geplant, in das die Menschen ihre Haltung für oder gegen Organspende eintragen lassen können.

Immer noch allerdings standen laut DSO hierzulande am Jahresende 8.448 Menschen auf der Warteliste für ein Organ. "Wir hatten gehofft, in den vergangenen zwei Jahren aufgrund der verabschiedeten gesetzlichen und untergesetzlichen Maßnahmen bereits mehr Menschen auf der Warteliste mit einem Spenderorgan helfen zu können", sagt Rahmel. Es bleibe die Hoffnung, dass sich mit Eindämmung der Coronavirus-Pandemie auch die Situation der Organspende deutlich verbessere.


Quelle:
KNA