Auf den Spuren des Apostels Johannes

Offenbarungen am Mittelmeer

Ephesos, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia, und Laodikeia. Das sind die sieben Gemeinden, denen der Apostel Johannes seine Offenbarungen sendete. Und auf der Insel Patmos hat er sie verfasst.

 (DR)

"Ich, euer Bruder Johannes, der wie ihr bedrängt ist, der mit euch an der Königsherrschaft teilhat und mit euch in Jesus standhaft ausharrt, ich war auf der Insel Patmos um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses für Jesus. Am Tag des Herrn wurde ich vom Geist ergriffen und hörte hinter mir eine Stimme, laut wie eine Posaune. Sie sprach: Schreib das, was du siehst, in ein Buch und schick es an die sieben Gemeinden: nach Ephesus, nach Smyrna, nach Pergamon, nach Thyatira, nach Sardes, nach Philadelphia und nach Laodizea…"

So steht es zu Beginn in der Offenbarung des Johannes. In antiker Zeit irgendwann in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts, nur wenige Jahrzehnte nach dem Tode Jesu und vermutlich im schon betagten Alter wird Johannes auf die Insel Patmos verbannt. Dort empfängt er die Offenbarung und sendet sie an die schon existierenden christlichen Gemeinden drüben auf dem Festland Kleinasiens. Damals, vor fast 2000 Jahren waren diese Orte zum Teil noch prächtige Städte am Mittelmeer gelegen. Heute sind es die immer noch beeindruckenden und teils mächtigen Reste der Tempel und Kirchenanlagen, die die Reisenden locken.

Offenbarung auf Patmos

Es ist eine ganz besondere Reise, sich auf die Spuren der Offenbarung des Johannes zu begeben. Patmos in der östlichen Ägäis gehört zur Inselgruppe der Dodekanes. Hier steht eines der wichtigsten Klöster der griechisch-orthodoxen Kirche, das "Johanneskloster". Vor allem aber ist hier die Grotte zu finden, in der Johannes die Offenbarung oder "Apokalypse" empfangen hat. Auf der beschaulichen Insel Leros erbauten die Ritter des Johanniterordens im 14. Jahrhundert das Johanniter-Kastell – der Orden nach Johannes benannt; eine weitere Spur des Apostels.

Spannend ist es dann, in Westanatolien der heutigen Türkei, jene antike Orte zu besuchen, die Johannes in seiner Offenbarung auflistet. Fast paradiesisch wirkt die Landschaft: Baumwollfelder, Weinberge soweit das Auge reicht, Granatapfelbäume, aber auch Orangen und Zitronenplantagen, reife Melonen, Paprika, Tomaten und dazwischen ganze Landschaften mit steinernen Überresten einer imposanten antiken und frühchristlichen Kultur.

Staunen über die Antike

Ephesus und Smyrna sind zwei der sieben Gemeinden, die Johannes in den Sendschreiben mit seinen Offenbarungen bedenkt. Die siebte Gemeinde Johannes ist Laodicäa. Auch dorthin richtet Johannes Ratschläge und Tadel, eng angelehnt an Naturereignisse, die die Menschen ihrer Gemeinde sehr gut kennen. Erdbeben zum Beispiel aber auch Trockenheit und Wassermangel in der sengenden Hitze des Sommers. Lange Zeit war auch diese große und offenbar reiche Stadt verschüttet. Heute können Reisende die Ausgrabungen besuchen und sind erstaunt über die Größe und Einzigartigkeit der antiken Stätten; die Archäologen für die Nachwelt wieder frei gelegt haben.

Auf dieser Reise gehört Staunen eh zu den "Alltäglichkeiten". Denn nicht nur die Ziele lohnen die Tour, auch die Reise an sich zu Schiff und zu Lande ist voller intensiver Eindrücke. Das Boot ist eine Gulet, ein traditioneller Holzsegler, wie er seit Jahrhunderten an der türkischen Küste gebaut wird. Trotz allen Komforts und kulinarischer Genüsse bekommt man so eine Ahnung von den Reisen der Apostel in der Antike, die oft bei schwerstem Seegang auf solchen Holzbooten auf dem Mittelmeer unterwegs waren. Das vermittelt eindrücklich auch Reiseleiter Sylvain Romain, ein Pfarrer aus Frankreich, der mit der Antike und dem Orient seit Jahren vertraut ist und der Reise mit den Gästen aus aller Welt auch ihren tiefen spirituellen Charakter gibt. (SQ)

(Erstausstrahlung 15.11.2013)