Auch Kritik von Regierung und Opposition in Deutschland

Todesurteil an Saddam Hussein vollstreckt

Der irakische Ex-Diktator Saddam Hussein ist tot. Er sei am frühen Samstagmorgen hingerichtet worden, meldet der US-Nachrichtensender CNN unter Berufung auf einen Anwalt des Diktators. Saddam war im November wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Bagdad von einem Tribunal zum Tode durch Erhängen verurteilt worden. "Die irakische Regierung wollte einen Schlussstrich ziehen", so der Konfliktforscher Prof. Berthold Meyer zur überraschend schnellen Vollstreckung im domradio-Interview. - Die Bundesregierung und Oppositionsparteien bekräftigten nach der Hinrichtung ihre grundsätzliche Ablehnung der Todesstrafe.

 (DR)

Jubel in Bagdad
Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), sagte am Samstag im Inforadio des RBB, er habe Verständnis für die Zustimmung der Iraker zur Vollstreckung des Todesurteils. Die Bundesregierung habe auch stets erklärt, an den Verbrechen Saddam Husseins könne kein Zweifel bestehen. "Aber wir wenden uns gegen die Todesstrafe, egal wo sie angewandt wird", betonte Erler. Auch FDP, Grüne und Linkspartei verurteilten die Vollstreckung der Todesstrafe.

Der Ex-Diktator war für schuldig befunden worden, 1982 ein Massaker befohlen zu haben, bei dem 148 Schiiten umkamen. Dem Massaker war ein Attentatsversuch vorausgegangen. Der Tod Saddams soll in einigen Stadtteilen von Bagdad mit Jubel aufgenommen worden sein.

Meldungen, wonach zusammen mit ihm kurz vor 6.00 Uhr Ortszeit auch mehrere Mitangeklagte starben, darunter ein Halbbruder, wurden nach CNN-Angaben inzwischen dementiert. Saddam sei allein in einer US-Basis exekutiert worden. Die Hinrichtung sei auf Fotos und Videos dokumentiert worden. Die Bilder sollen noch im Laufe des Tages ausgestrahlt werden.

Vatikan verurteilt Todesstrafe
Die Europäische Union und auch Papst Benedikt XVI. hatten sich zuvor gegen die Vollstreckung der Todesstrafe ausgesprochen. Aus dem Vatikan hieß es von Kardinal Renato Raffaele Martino, die Todesstrafe zu vollstrecken, bedeute, "ein Verbrechen durch ein anderes zu kompensieren". Martino leitet den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden, ist also so etwas wie der Friedensminister des Papstes.

Martino machte schon nach der Ergreifung Saddams keinen Hehl daraus, wie ihm die Zurschaustellung des illustren Gefangenen durch die Amerikaner missfiel. Martino wörtlich: "Die Kirche proklamiert, dass das menschliche Leben geschützt werden muß - von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod." Die Todesstrafe sei nun aber "kein natürlicher Tod". "Und niemand darf jemandem den Tod geben, auch nicht der Staat", so der Kardinal. Er geht mit diesen Äußerungen noch über das hinaus, was der katholische Weltkatechismus zum Thema Todesstrafe schreibt. Dort wird eine Vollstreckung dieser Höchststrafe zumindest nicht völlig ausgeschlossen.