Vollstreckung scheint unmittelbar bevor zu stehen - Vatikan und Menschenrechtler protestieren

Hussein: Hinrichtung mit nicht absehbaren Folgen

Der Hinrichtungstermin des irakischen Ex-Diktators Saddam Hussein rückt offenbar näher, über den genauen Zeitpunkt gibt es jedoch unterschiedliche Angaben. Ein ranghoher US-Regierungsvertreter sagte, Saddam Hussein werde möglicherweise schon am Samstag gehenkt. Verschiedene Magazine berichteten, er sei bereits vom US-Militär an die irakischen Behörden übergeben worden. Einer von Saddams Anwälten wurde nach eigenen Angaben vom US-Militär aufgefordert, den privaten Besitz seines Mandanten in Empfang zu nehmen. Am Vormittag jedoch hieß es aus dem Justizministerium in Bagdad, Saddam Hussein sei nach wie vor in US-Gewahrsam. Die Proteste gegen die Vollstreckung werden derweil lauter.

 (DR)

Weltweit mehren sich Stimmen gegen eine schnelle Hinrichtung des zum Tode verurteilten irakischen Ex-Machthabers Saddam Hussein. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Louise Arbour, rief die irakischen Verantwortlichen am Freitag in Genf auf, das am Dienstag vom höchsten Berufungsgericht bestätigte Urteil nicht zu vollstrecken. Die finnische EU-Ratspräsidentschaft wiederholte in Helsinki ihre grundsätzliche Ablehnung der Todesstrafe.

Einspruch aus dem Vatikan
Auch der Vatikan hat sich gegen eine Hinrichtung von Saddam Hussein ausgesprochen. Die Todesstrafe am früheren irakischen Diktator zu vollstrecken, bedeute, "ein Verbrechen durch ein anderes zu kompensieren", meinte Vatikan-Kardinal Renato Raffaele Martino. Er leitet den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden, ist also so etwas wie der Friedensminister des Papstes. Martino machte schon nach der Ergreifung Saddams keinen Hehl daraus, wie ihm die Zurschaustellung des illustren Gefangenen durch die Amerikaner missfiel. Martino wörtlich: "Die Kirche proklamiert, dass das menschliche Leben geschützt werden muß - von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod." Die Todesstrafe sei nun aber "kein natürlicher Tod". "Und niemand darf jemandem den Tod geben, auch nicht der Staat", so der Kardinal. Er geht mit diesen Äußerungen noch über das hinaus, was der katholische Weltkatechismus zum Thema Todesstrafe schreibt. Dort wird eine Vollstreckung dieser Höchststrafe zumindest nicht völlig ausgeschlossen.

Menschenrechtler beklagen unfairen Prozess
Auch die Menschenrechtsbewegung Human Rights Watch rief die irakische Regierung auf, das Urteil nicht zu vollstrecken und kritisierte den Prozess als unfair, fehlerhaft und politisch beeinflusst.

Ein Berufungsgericht in Bagdad hatte an Weihnachten das Todesurteil für den irakischen Ex-Diktator Saddam Hussein bestätigt. Saddam Hussein soll innerhalb von 30 Tagen hingerichtet werden. Die Entscheidung wurde von den neun Richtern einstimmig gefällt. Das Todesurteil stieß auch geteiltes Echo. Die US-Regierung begrüßte die Bestätigung. Italien dagegen reagierte ablehnend. Außenminister D'Alema zeigte sich besorgt über die über die Auswirkungen auf den schwierigen Versöhnungsprozess im Irak.