Auch die Christen in Türkei feiern den Abschluss des Paulusjahres

Den Glauben ohne Angst verkünden

Mit einem Gottesdienst im südtürkischen Antakya haben die Christen der antiken Apostel-Stadt Antiochien den Abschluss des Paulusjahrs begangen. Zu der Feier am Sonntagnachmittag hatte Papst Benedikt XVI. den Präsidenten des Rats für interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, als persönlichen Vertreter in die mehrheitlich muslimische Verwaltungsmetropole entsandt.

 (DR)

Tauran rief die örtlichen Christen dazu auf, ihren Glauben "ohne Angst und ohne Nachgeben" zu verkünden. Dabei verwies er auf die Vergangenheit Antiochens als antike Weltstadt. In ähnlicher Weise dränge der heutige Pluralismus die Christen zur Werbung für ihren Glauben.

Paulus - und auch Petrus - hatten sich oft in Antiochien aufgehalten. Das Paulusjahr zum Gedenken an die Geburt des Apostels vor 2.000 Jahren war vor einem Jahr von Papst Benedikt XVI. und dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. feierlich eröffnet worden. Den Abschluss des Jubiläums feierten beide jetzt allerdings an unterschiedlichen Orten - der Papst in Rom, der Patriarch in Antakya.

Die katholische Kirche in der Türkei drückte bei den Feierlichkeiten ihre Hoffnung aus, dass die offene und dialogbereite Haltung der Kommunalpolitiker in den türkischen Paulus-Städten auch weiterhin anhält. Das betrifft insbesondere Tarsus, die Geburtsstadt des Apostels, wo seit mehreren Jahren um die Rückgabe der einzigen noch bestehenden christlichen Kirche gerungen wird. Die Paulus-Kirche aus byzantinischer Zeit ist offiziell keine Kirche, sondern ein Museum, für das allerdings während die Stadtverwaltung für das Gedenkjahr eine tägliche Gottesdiensterlaubnis erteilt hatte.

"Das war ein Zeugnis des Glaubens"
"Derzeit ist noch nicht geklärt, wie es ab Juli weitergeht", sagte der Vorsitzende der Türkischen Bischofskonferenz, Bischof Luigi Padovese. Es gebe aber die Hoffnung, dass eine Lösung gefunden werde. Padovese würdigte die "offenen Türen" der Stadtverwaltung von Tarsus für Zehntausende Pilger aus aller Welt. So habe die Stadt etwa zum Ende des Paulusjahres für Dienstag ein Festival im Zeichen der interreligiösen Freundschaft angesagt.

Insgesamt sei die Präsenz so vieler Pilger auch für die türkische Öffentlichkeit etwas sehr Wichtiges gewesen, betonte Padovese: "Das war ein Zeugnis des Glaubens, was in einem mehrheitlich muslimischen Land vielleicht sogar noch mehr bedeutet." Besorgt äußerte sich der Bischof über die Zukunft der einheimischen Christen. Nach wie vor gebe es keine Erlaubnis zur Priesterausbildung, was mittlerweile in allen Kirchen des Landes existenzgefährdende Folgen habe. Auch bei der Visa-Erteilung für ausländische Kleriker gebe es kein Entgegenkommen der Behörden.