ARD-Reportage thematisiert kirchliche Haltung zu Kondomen

Gegen die Lehrmeinung

Zur Zeit tagt in Rom die afrikanische Bischofssynode. Ein Thema dort ist der Umgang mit Aids und Kondomen. Auch die Reportage "Gott und die Welt: Zwischen Rom und Kondom - Der Kampf gegen Aids in Südafrika" nimmt sich der Debatte an. Im Mittelpunkt: der südafrikanische Bischof Kevin Dowling.

Autor/in:
Heide-Marie Göbbel
 (DR)

Er ist für die Gläubigen fast ein Star. Das katholische Oberhaupt der Minenstadt Rustenburg, westlich der Hauptstadt Pretoria, widmet sich dem Kampf gegen Aids. Inzwischen fordere er sogar offen zum Gebrauch von Kondomen auf.

Jeden Sonntag besucht er eine andere Gemeinde und tritt für eine Kirche ein, die nahe bei den Menschen ist. Doch er hat seine Probleme mit der Position von Papst Benedikt XVI., der vor seinem Afrika-Besuch im März erklärte, Aids könne nicht allein mit Werbung für Kondome überwunden werden. Ohne ein Umdenken bei den Betroffenen könne durch die bloße Verteilung von Kondomen die Gefahr der Aids-Ausbreitung sogar zunehmen.

In der Reportage "Gott und die Welt: Zwischen Rom und Kondom - Der Kampf gegen Aids in Südafrika", die die ARD am Sonntag um 17.30 Uhr ausstrahlt, schildern Jule und Udo Kilimann die Situation und befragen die Menschen vor Ort.

"Man sieht dem Bischof sein Mitleid deutlich an"
Im Aids-Hospiz von Rustenburg starben in den vergangenen vier Jahren 400 Menschen. Die Filmer begleiten Dowling zu einer Krankensalbung. Die 32-jährige Maria hat Aids im Endstadium. "Man sieht dem Bischof sein Mitleid deutlich an", so die Autoren, "bei Maria haben die Schwestern keine Hoffnung mehr". Für Dowling steht immer die Frage im Mittelpunkt, wie wenigstens einige Leben gerettet werden können. Inzwischen fordere er sogar offen zum Gebrauch von Kondomen auf, erzählen die Filmemacher. Damit riskiere er nicht nur einen Konflikt mit dem Vatikan, auch innerhalb der südafrikanischen Kirche sei er isoliert. Selbst die Priester der eigenen Diözese lehnten seine Haltung ab.

In Südafrika, wo nur acht Prozent der Einwohner katholisch sind, nütze die Forderung nach Enthaltsamkeit und Monogamie wenig, betont der Bischof. Allerdings, so die Autoren weiter, liege das Problem weniger beim päpstlichen Verbot von Kondomen, sondern in der tiefen Abneigung afrikanischer Männer gegen deren Gebrauch.

Aktuell und spannend
Die Schwestern der Gesundheitsstation Vom Heiligen Kreuz in Suiderberg bei Pretoria gehen das Problem praktisch an. In ihren Beratungsstunden äußern sie sich deutlich. Dogmatik sei gut für fromme Katholiken, meinen sie, doch wenn ein infiziertes Paar ein Baby haben wolle, stellten sich viele schwerwiegende Fragen. Wie lange würden die Eltern für ihr Kind da sein können? Das HI-Virus erhöhe auch die Krebsgefahr. Außerdem müssten auch infizierte Paare Kondome benutzen, weil die Viren schnell mutierten und das Risiko eines Ausbruchs der Krankheit ansonsten noch größer sei.

Jule und Udo Klimann präsentieren eine aktuelle und spannende Reportage, die zur Diskussion anregt und den Zuschauern viele neue Informationen gibt. Der Film ist auch ein Beitrag zur Debatte um die Positionsbestimmung des Papstes bei der derzeit laufenden afrikanischen Bischofssynode in Rom. Dort, so vermuten die Autoren, dürfte er die Haltung des Vatikan zu der Frage noch einmal betonen, die seit der Enzyklika "Humanae vitae" von 1968 klar vorsieht:  Kondome sind abzulehnen, weil sie ein künstliches Mittel zur Empfängnisverhütung sind.