Anwalt kritisiert und lobt Italiens geplante Missbrauchsstudie

Zeitraum zu kurz

Ulrich Wastl hat Missbrauchsfälle in den Diözesen München-Freising und Bozen-Brixen untersucht. Für den Ansatz der geplanten gesamtitalienische Studie hat er Lob und Tadel - und für alle einen grundlegenden Hinweis.

Engelsburg in Rom / © Nina Michaels (shutterstock)

Die geplante Missbrauchsstudie der Italienischen Bischofskonferenz umfasst nach Ansicht des Münchner Juristen Ulrich Wastl einen zu kurzen Zeitraum. Die Jahre 2001 bis 2021 seien seiner Erfahrung nach für eine wirkliche Aufarbeitung und Aufklärung zu kurz, sagte er dem Südtiroler Portal Salto.bz (Montag). Allerdings kenne er keine Details über die methodischen Ansätze und Zielsetzung der Studie

Zeitspanne laut Wastl zu kurz

Mit der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl hatte der Rechtsanwalt unter anderem 2020 die Missbrauchsstudien der Erzdiözese München-Freising sowie vor zwei Wochen des Südtiroler Bistums Bozen-Brixen erstellt.

Eingang zum Büro der Münchner Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl  / © Dieter Mayr (KNA)
Eingang zum Büro der Münchner Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl / © Dieter Mayr ( KNA )

Umgekehrt sei aber sinnvoll, dass Italiens Bischöfe - anders als in Deutschland - eine Gesamtstudie planten, weil so landesweit einheitliche Standards zur Aufarbeitung festgelegt würden. Bei über 200 Diözesen sei dies allerdings ein Mammutwerk. Stattdessen schlug Wastl vor, dass sich größere Diözesen zusammenschließen und in ihrem Bereich Pilotstudien umsetzen. "So kann man von dem Größeren auch ins Kleinere hineinschauen."

"Vor allem Frauen haben verstanden"

Zudem warb Wastl dafür, bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche mehr Frauen zu beteiligen. In Deutschland und vor allem auch in Südtirol habe man festgestellt, "dass Frauen engagierter und sehr empathisch mit dem Thema sexueller Missbrauch umgehen". In Südtirol hätten sich fast ausnahmslos Frauen als Zeitzeuginnen gemeldet. "Sie haben das Thema verstanden und kämpfen darum, dass das nicht mehr passiert."

Italiens Bischöfe planen Studie zu Missbrauch durch Geistliche

Italiens Bischöfe planen eine Pilotstudie über sexuellen Missbrauch durch Geistliche in den Jahren 2001 bis 2021. Dazu wurde in den vergangenen Monaten eine Testphase mit Beteiligung einiger Diözesen durchgeführt, wie die Italienische Bischofskonferenz zum Abschluss ihrer Vollversammlung in Rom mitteilte. Für die wissenschaftliche Untersuchung seien das Istituto degli Innocenti in Florenz und das Zentrum für Opferforschung und Sicherheit in Bologna zuständig. Sie seien als unabhängige Institutionen anerkannt.

Italienische Bischöfe hinter einer Madonnenfigur / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Italienische Bischöfe hinter einer Madonnenfigur / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )


 

Quelle:
KNA