Antworten von Jesuitenpater helfen Autor von Schirach bei Sinnfragen

"Ein Mensch unter Menschen"

Was ist der Sinn des Lebens? Die Antwort auf diese Frage fand Ferdinand von Schirach nicht bei Philosophen, sondern im Internat bei einem Pater. Er spricht zudem über Gut und Böse und erklärt, warum er keine Angst vor dem Tod hat.

Der Schriftsteller Ferdinand von Schirach / ©  Stephan Wallocha (epd)
Der Schriftsteller Ferdinand von Schirach / © Stephan Wallocha ( epd )

Die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt sich nach den Worten des Autors Ferdinand von Schirach "jeder, der ein bisschen nachdenkt". 

Allerdings erschienen ihm die großen, philosophischen Lehren nicht geeignet, eine Antwort zu geben, sagte von Schirach der Illustrierten "Bunte" in München. 

Die klügste Antwort auf diese Frage habe ihm ein Jesuitenpater seines früheren Internats gegeben. "Er sagte immer: Ein Mensch solle mutig, tapfer und sanft sein. Mutig soll er die Dinge beginnen, tapfer ihr Scheitern ertragen und sanft zu den Menschen sein."

Dafür brauche es nach den Worten des Paters auch keinen Gott, so der Autor weiter. "Man müsse nur verstehen, dass man ein Mensch unter Menschen ist. Ich glaube, er hatte recht."

Angst vor dem Sterben, nicht vor dem Tod 

Das Leben sei nur selten "hell und strahlend", sagte von Schirach. "Wir sind sterblich, wir leben nur einen Wimpernschlag, dann versinken wir wieder. Das ist die Grundtönung, zumindest meines Lebens."

Vor dem Tod habe er nach einer Nahtod-Erfahrung aber keine Angst. "Angst habe ich eher vor dem Sterben. Ich möchte den Zeitpunkt gerne selbst bestimmen und angenehm hinübergleiten, das scheint mir das Eleganteste."

Auf die Frage nach Gut und Böse sagte der frühere Strafverteidiger: "Kein Mensch ist ausschließlich gut und böse. Wir alle haben solche Anteile." Mord und Totschlag entstünden fast immer durch eine "Verkettung schrecklicher Umstände". Er glaube, dass Menschen schon sehr früh geprägt würden und sich dann kaum noch veränderten.
 

Jesuitenorden

Die Jesuiten sind die größte männliche Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche. Gründer der "Gesellschaft Jesu", so die offizielle Bezeichnung in Anlehnung an den lateinischen Namen "Societas Jesu" (SJ), ist der Spanier Ignatius von Loyola (1491-1556).

Jesuiten sind keine Mönche; sie führen kein Klosterleben und tragen keine Ordenskleidung. Neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichten sie sich in einem vierten Gelübde zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Zudem legen sie ein Zusatzversprechen ab, nicht nach kirchlichen Ämtern zu streben.

Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv (shutterstock)
Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv ( shutterstock )
Quelle:
KNA