Pfarreien- und Strukturreform der Diözese Freiburg geht weiter

Antworten auf Rückgang von Gläubigen und Kirchensteuer gesucht

Die katholische Kirche im Südwesten steht vor großen Veränderungen. So auch im Erzbistum Freiburg. Bis 2030 sollen sich die Gemeinden und das gesamte kirchliche Leben vor Ort neu aufstellen. In nur noch 40 Großpfarreien.

Autor/in:
Volker Hasenauer
Blick auf das Freiburger Münster / © Simon Dux Media (shutterstock)
Blick auf das Freiburger Münster / © Simon Dux Media ( shutterstock )

Trotz Verzögerungen durch die Corona-Krise hält das Erzbistum Freiburg an der geplanten Pfarreien- und Strukturreform fest.

Das Projekt "Kirchenentwicklung 2030" sei eine "tragfähige Antwort auf die  gesellschaftlichen Herausforderungen, auf die Entwicklung der Mitgliederzahlen unserer Kirche und die damit verbundene Entwicklung der Finanzsituation", sagte Erzbischof Stephan Burger am Dienstag in Freiburg. Der Reformprozess biete zudem die Chance, grundlegend über die künftigen Formen der Seelsorge, über die Praxis des religiösen Lebens und über die Weitergabe des christlichen Glaubens nachzudenken.

Pfarreien sollen reduziert werden

Ein zentrales Element der geplanten Strukturveränderungen ist es, die Zahl der Pfarreien stark zu reduzieren. Derzeit ist die drittgrößte deutsche Diözese mit etwa 1,8 Millionen Katholiken in 224 Seelsorgeeinheiten mit 1.000 Pfarreien gegliedert. Ab 2025 sollen es nur noch etwa 40 Großpfarreien sein. Hintergrund ist der Rückgang der Zahl von Katholiken sowie von Priestern und Kirchenmitarbeitern. Kritiker wenden ein, dass die geplanten Pfarreien zu groß seien und damit kirchliche Präsenz vor Ort gefährdeten. Am Modell der geplanten 40 neuen Pfarreien für die Erzdiözese führe kein Weg vorbei, sagte Burger am Dienstag.

Entwürfe der neuen Pfarreiaufteilung liegen bereits vor. Bis Jahresende haben kirchliche Gruppen, Verbände und Gemeinden noch Zeit für Änderungsvorschläge. Laut aktuellem Planungsstand könnte es künftig beispielsweise in Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe und Mannheim jeweils nur noch eine Pfarrei als Dach über allen kirchlichen Aktivitäten geben. Zu einer Pfarrei gehören dann mehrere Zehntausend Gläubige.

Leitender Pfarrer an Spitze der Großpfarreien

An der Spitze der Großpfarreien soll gemäß kirchenrechtlicher Vorgaben jeweils ein leitender Pfarrer stehen. Auf der Ebene der heutigen Pfarreien und Seelsorgeeinheiten ermutigt die Kirchenleitung zu neuen Führungskonzepten. Ausdrücklich gewünscht sei die Mitarbeit von Ehrenamtlichen. Die neuen Strukturen könnten auch neue Freiräume schaffen, betont Burger.

Ähnliche Zukunftsplanungen gibt es bundesweit. Mit Perspektiven für die katholische Kirche in ganz Deutschland beschäftigt sich der Gesprächsprozess Synodaler Weg. Zuletzt schaltete sich der Vatikan in den regionalen Reformprozess im Bistum Trier ein. Und wandte sich gegen das dort geplante Modell, wonach Pfarrer und Nicht-Priester gemeinsam und gleichberechtigt die Gemeindeleitung übernehmen sollten. Dem Vernehmen nach sieht das Erzbistum Freiburg seinen geplanten Weg in Einklang mit den Vorgaben des Vatikan.

Kirchliche Angebote für einzelne Zielgruppen

Zu den Überlegungen im Südwesten zählt zudem, neue kirchliche Angebote nicht mehr auf Basis der Pfarreien, sondern stärker ausgerichtet für einzelne Zielgruppen anzubieten - also beispielsweise Zentren für Familien oder Senioren zu schaffen. Auch das soziale und caritative Engagement soll enger mit dem kirchlichen Leben vor Ort vernetzt werden.

Die entscheidenden Weichenstellungen sollen spätestens bei der wegen Corona um ein Jahr auf März 2022 verschobenen "Pastoralkonferenz" im Erzbistum Freiburg fallen. Dort werden Delegierte von Gemeinden und kirchlichen Initiativen sowie Priester und Kirchenleitung die Beratungen zusammenführen. Die letzten Entscheidungen liegen dann beim Erzbischof.


Quelle:
KNA