Ausgangssperre in Spanien mit dramatischen Nebenwirkungen

Anstieg häuslicher Gewalt

Die durch die Corona-Pandemie in Spanien verhängte Einschränkung der Bewegungsfreiheit bringt dramatische Nebenwirkungen mit sich - vor allem einen Anstieg machistischer Gewalt.

Autor/in:
Andreas Drouve
Häusliche Gewalt (dpa)
Häusliche Gewalt / ( dpa )

Experten hatten vor gefährlichen Konsequenzen der Ausgangssperre in Spanien gewarnt. Nun haben sich erste Tragödien ereignet. In Almassora in der Mittelmeerprovinz Castellon erstach ein Mann seine Frau vor den Augen der beiden minderjährigen Kinder. In Andalusiens Hauptstadt Sevilla benutzte ein Mann mittleren Alters ebenfalls eine Stichwaffe, um seine Frau zu enthaupten. Anschließend versuchte er, sich selbst das Leben zu nehmen. Das Opfer, das zu einer Nachbarin flüchten und den Notdienst rufen konnte, liegt schwer verletzt in einer Klinik. Auch der Täter überlebte.

Das sind die aktuellsten Fälle eines Anstiegs häuslicher Gewalt, die die eingeschränkte Bewegungsfreiheit mit sich bringt, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Erschütternde Nebeneffekte der Zwangsmaßnahmen sind auch aus anderen Ländern wie China und Italien bekannt. Wenn Menschen vorgeschrieben wird, sich daheim zusammenzukauern, wachsen die Konflikte. Dabei ist für manche Frauen in Spanien das eigene Zuhause ohnehin ein unsicherer Ort. Auch in normalen Zeiten sind oft die eigenen Ehe- oder Lebenspartner die Aggressoren.

Häusliche Gewalt in Spanien

2019 registrierte Spanien allein 55 Todesopfer durch häusliche Gewalt; Rekordjahr war 2008 mit 76 Opfern, der bisherige Niedrigststand 49 Fälle 2016. Über die Todesopfer hinaus gibt es alljährlich eine Vielzahl an Strafanzeigen (2019: 168.057) und Prozessen. Im Vorjahr führten 51.790 Gerichtsverfahren zu 36.534 Verurteilungen. Häusliche Gewalt ereignet sich unabhängig von sozialer Herkunft oder einer spezifischen Altersgruppe. Betroffen sind auch Vater-Tochter-Verhältnisse. Die Angriffe können körperlicher wie psychischer Art sein.

In Spanien ist die Ausgangssperre derzeit bis Ende März angesetzt. Experten weisen darauf hin, dass es gerade nach einer Aufhebung zu einem weiteren Gewaltschub kommen könnte - weil sich Frauen womöglich in der Quarantäne über eine Trennung im Klaren geworden sind. Das bedeute für Männer einen Kontrollverlust - der wiederum in Brutalität umschlagen kann. Für Frauen ist in Spanien die Notfall-Hotline 016 rund um die Uhr besetzt.


Quelle:
KNA