Angela Merkel hat bei ihrem Schweden-Besuch verschiedene Themen im Gepäck

Georgien, Klimaschutz, Bildung

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist am Montag zu ihrer zweitätigen Reise nach Schweden, Estland und Litauen aufgebrochen. Bei den Gesprächen wird es vor allem darum gehen, einer möglichen Spaltung der EU in der Russland-Politik entgegenzuwirken, sagt domradio-Schweden-Korrespondent Dominik Rzepka.

 (DR)

domradio: Eines der aktuellsten Themen ist im Moment der Konflikt zwischen Russland und Georgien. Wie dominant ist dieses Thema bei Merkels Reise?
Dominik Rzepka: Angela Merkel hat sich ja noch vor ihrer Abreise dafür ausgesprochen, dass Georgien auf lange Sicht Mitglied in der NATO wird. Schweden ist nicht Mitglied und hat sich deshalb bislang noch nicht deutlich zu dem Thema geäußert. Was Schweden allerdings getan hat: Die Regierung hat Russland außergewöhnlich deutlich kritisiert und sich damit diplomatisch fast schon aus dem Fenster gelehnt. Der Kaukasus-Konflikt wird wohl das wichtigste Thema der Gespräche sein. Denn eine NATO-Mitgliedschaft Georgiens wird auch beim nächsten Treffen der NATO-Staaten in Bukarest ein Thema sein.

Hintergrund: Die osteuropäischen Staaten und auch Schweden sind für eine harte Haltung gegenüber Russland. Frankreich und Deutschland setzen dagegen auf den Dialog mit Moskau und sind im Kaukasus-Konflikt als Vermittler tätig. Ein Spitzenthema in allen drei Ländern wird voraussichtlich auch der Streit über den Bau einer Gaspipeline von Russland nach Deutschland durch die Ostsee sein. Vor allem die baltischen Staaten und Polen fühlen sich dabei übergangen. Schweden, Estland und Litauen sind die einzigen EU-Länder, die Merkel in ihrer fast dreijährigen Amtszeit noch nicht besucht hat. Erste Station ihrer Reise ist die schwedische Hauptstadt Stockholm. Am Donnerstagmorgen reist Merkel in die estnische Hauptstadt Tallinn weiter und beendet ihre Kurzreise am Nachmittag in der litauischen Hauptstadt Vilnius.

domradio: Wie wurde Angela Merkel von der schwedischen Presse aufgenommen?
Dominik Rzepka: Die größte schwedische Tageszeitung hatte sie gestern in ihrer Sonntagsausgabe auf die Titelseite gebracht - mit einem zwar kleinen Foto, dafür aber einem umso längeren Artikel über sie und die Frage: Warum ist Angela Merkel eigentlich im Augenblick so beliebt in Deutschland? Die Überschrift lautete: "Von der Priesterstochter zur Königin Europas". Angela Merkel ist auf jeden Fall ein Thema in Schweden. Der schwedische Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt hat schon angemerkt, dass er und Angela Merkel per Du seien.  

domradio: Die Kanzlerin hat gerade erst ihre Bildungsreise durch Deutschland beendet. Schweden ist bekannt als das Land, das sowohl stark in die Bildung als auch in die Forschung investiert - und das sehr erfolgreich! Was wird sich denn die Kanzlerin möglicherweise abgucken?
Dominik Rzepka: Die Durchlässigkeit im Bildungssystem ist etwas, das man sich abgucken könnte: In Schweden machen alle Schüler gute Bildungsabschlüsse. Dass wir nach der dritten Klasse benoten, dass wir nach der vierten Klasse in Haupt-, Realschule und Gymnasium aufteilen - da fasst sich jeder Schwede an den Kopf! In Schweden gibt es erst nach der siebten Klasse Noten, das Gymnasium beginnt erst ab der neunten Klasse, solange sind noch alle gemeinsam in einem Klassenverbund. Die Grundschule geht in Schweden von der ersten bis achten Klasse. Das hat auf der anderen Seite natürlich auch dazu geführt, dass allen guten Noten gelungen sind und das Abitur nicht mehr so viel Wert war. Deswegen geht es in Schweden auch wieder ein wenig in die andere Richtung. Da könnte  Schweden dann wieder Rat in Deutschland einholen.

domradio: Im zweiten Halbjahr 2009 wird Schweden die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen. Den Fokus legt Schweden dabei auf den Klimaschutz. Auch Deutschland ist ja sehr bemüht in dieser Hinsicht - wie groß wird da die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern sein?
Dominik Rzepka: Klimaschutz ist Schweden tatsächlich ein großes Thema. Zum Beispiel hat jeder Bus, der durch Stockholm fährt, einen besonderen Katalysator. Klimaschutz ist sicherlich ein Thema, das Schweden und Deutschland bei ihrer Zusammenarbeit helfen wird - auch bei der EU-Ratspräsidentschaft.