Andernacher Kurfürst-Salentin-Gymnasium wird 450 Jahre

Schule mit Tradition - und bekannten Absolventen

Die Bischöfe Ackermann und Genn, der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Hoch und Ex-Linken-Bundestagsfraktionsvizechefin Lay besuchten die gleiche Schule: das KSG in Andernach. Im Juli steht die 450-Jahr-Feier an.

Autor/in:
Silke Uertz
Das Kurfürst-Salentin-Gymnasium in Andernach feiert das 450-jährige Bestehen / © Stella Weber (KNA)
Das Kurfürst-Salentin-Gymnasium in Andernach feiert das 450-jährige Bestehen / © Stella Weber ( KNA )

Der weltweit höchste Kaltwasser-Geysir und das Konzept "Essbare Stadt" haben Andernach bekannt gemacht. Doch die seit mehr als 2.000 Jahren bestehende Kommune, eine der ältesten Deutschlands, hat noch mehr zu bieten: die erste Kaserne der Bundeswehr - und das Kurfürst-Salentin-Gymnasium, kurz KSG, eine der ältesten Schulen der Republik. Am 15. Juli steigt die Feier zum 450-jährigen Jubiläum der Bildungsanstalt, die als einzige zwei amtierende Ortsbischöfe besucht haben: der Münsteraner Felix Genn und der Trierer Stephan Ackermann. 

Die beiden sind Fans ihrer Schule, wie viele Absolventen: "Ich bin dankbar dafür, dass das KSG mir eine Allgemeinbildung im besten Sinn vermittelt hat. Ich habe den Lernprozess nie verzweckt erlebt", berichtet Ackermann. Genn, der sich mit seinem Abi-Jahrgang bis heute alle zwei Jahre trifft, hebt die "Weitung des Horizontes in viele Dimensionen der Kultur, der Gesellschaft, der Welt" hervor. 

Begonnen hat alles mit einer seit 1285 nachweisbaren Lateinschule. 1573 schenkte der Kölner Kurfürst Salentin zu Isenburg der Stadt dann 1.000 Goldgulden, um eine Schule zu errichten. Vier Jahre später machte er weitere 7.000 locker - eine Investition für die Zukunft. Die ersten Abiturienten legten 1904 ihre Prüfungen ab. 1952 wurde die Schule staatlich und wechselte ihren Namen: Aus "Stiftsgymnasium" wurde "Kurfürst-Salentin-Gymnasium". 

Altsprachlicher Zweig aufgelöst

Seit Salentin ist viel Wasser den malerischen Mittelrhein heruntergeflossen. Heute sei vieles anders, manches auch geblieben, sagt Birgit Vogel, seit zehn Jahren die erste Schulleiterin der ehemaligen Jungenschule, die ihren altsprachlichen Zweig vor vier Jahren auflöste. "Die Bildungslandschaft hat sich verändert." Latein kann aber noch immer als erste Fremdsprache gewählt werden, Altgriechisch später als Wahlfach.

Studiendirektorin Birgit Vogel, Schulleiterin des Kurfürst-Salentin-Gymnasiums, am 15. Juni 2023 vor dem Gymnasium in Andernach. / © Stella Weber (KNA)
Studiendirektorin Birgit Vogel, Schulleiterin des Kurfürst-Salentin-Gymnasiums, am 15. Juni 2023 vor dem Gymnasium in Andernach. / © Stella Weber ( KNA )

 

Seit 2005 gibt es einen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt, auch musikalisch-künstlerisch hält Vogel das KSG für stark. Ackermann berichtet, er habe im Schulorchester gelernt, "vor einer Öffentlichkeit aufzutreten, mit Lampenfieber umzugehen, sich gut auf einen Auftritt vorzubereiten". 

Bestand hat das Bewusstsein für die lange Schulgeschichte. Vogel: "Man spürt die humanistische Tradition, weniger im Unterricht als im Schulgeist." Soziales Lernen, Demokratieerziehung und Erinnerungskultur gehörten dazu. Als Teil des Profils "Schule gegen Rassismus, Schule mit Courage" konnte 2016 ein "Lebendiges Mahnmal" errichtet werden.

Prominente Schüler

Neben den Bischöfen zählen zu den Ehemaligen, die sich im Verein "Die Salentiner" versammeln, Manager wie Peter Peters, Ex-Finanzvorstand von Schalke 04, Ex-DFL- und DFB-Vizepräsident, auch der frühere BP-Deutschland-Vorstand Walter Thünker sowie Frank Zils, ab September Sprecher und Personal-Geschäftsführer der BBT-Gruppe. Weitere KSGler sind der Islamwissenschaftler Heinz Halm, der Kunsthistoriker Hans Belting sowie Politiker wie der thüringische Staatssekretär Malte Krückels (Linke) und der rheinland-pfälzische Wissenschafts- und Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD). 

Wie Ackermann ist auch Hoch bei der Jubiläumsfeier mit von der Partie. "Ich habe gelernt, im Kopf frei zu sein, über den Tellerrand zu schauen und im Team zu arbeiten." Das habe ihm beim Jura-Studium genutzt. Zudem weiß er, "dass es von großer Bedeutung ist, einen eigenen Standpunkt zu haben und standhaft zu bleiben, selbst wenn es Gegenwind gibt".  Diese Erfahrung machte auch Caren Lay, über Jahre Vizevorsitzende der Linkenfraktion im Bundestag. Sie ist neben Simone Heift, Chef-Einkäuferin der KaDeWe-Group, und Michaela Wasemüller, Leiterin der JVA Wiesbaden, eine der weiblichen Aushängeschilder. Schließlich erlebte noch Genn nur eine einzige Lehrerin, und Mädchen wurden erst ab 1966 aufgenommen - während sie heute immerhin 306 von 754 Schülern stellen. 

Lay wurde 1983 mit acht anderen Mädchen eingeschult. "Ähnliche Verhältnisse begegneten mir später in der Politik. Ich habe auf dem KSG gelernt, mich in Männer-dominierten Branchen durchzusetzen." Die Schule habe sie ermuntert, sich "selbstständig, neugierig und kritisch in der Welt zu bewegen". Lay ist sich sicher: "Davon profitiere ich bis heute."

Hinweis: Fotos finden Sie in der KNA-Bild-Datenbank auf www.kna-bild.de oder direkt mit folgendem Link: http://kna-bild.de/paket/230703-89-00174

Quelle:
KNA