Amtsinhaber Karsai zum Sieger der Präsidentenwahl in Afghanistan erklärt

Politisches Stehaufmännchen

Viele böse Worte sind über Hamid Karsai gefallen: US-Außenministerin Hillary Clinton zischte böse, Karsai sei Chef eines Drogenstaates. Präsident Barack Obama bezeichnete den Paschtunen aus Kandahar als ineffektiv und unzuverlässig. Und Afghanen machen ihn für die wirtschaftliche Misere und die Korruption am Hindukusch verantwortlich. Trotz allem: Karsai bleibt Präsident Afghanistans.

Autor/in:
Agnes Tandler
 (DR)

Am Montag erklärte die Wahlkommission ihn zum Sieger der Präsidentenwahl, nachdem Gegenkandidat Abdullah Abdullah seinen Rückzug von der geplanten Stichwahl erklärt hatte. Nach dem Streit um Millionen gefälschter Wahlzettel bleibt alles wie es ist.

Karsai regiert am Hindukusch seit dem Sturz des fundamentalistischen Taliban-Regimes 2001. Der 51-Jährige ist Chef einer Regierung, die für viele die korrupteste der Erde ist. Viele Afghanen sehen ihn als Handlanger des Westens. Auch im Weißen Haus in Washington ist man wenig glücklich über Karsai, denn das monatelange Wahldebakel hat ihn politisch beschädigt. Seine neue Regierung wird über noch weniger Legitimität verfügen als die vergangene.

Karsai war Anhänger des früheren, im Exil lebenden Königs Mohammed Zahir Schah. Zwischen 1992 und 1994 diente er als stellvertretender Außenminister. Als die Taliban an die Macht kamen, ging er ins Exil. 2001 tauchte er überraschend als Führer der Delegation des frühren Königs bei der Bonner Afghanistan-Konferenz auf. Ein halbes Jahr später war er Präsident der Interims-Regierung - mit Unterstützung des Westens und der USA. Bei der ersten Präsidentschaftswahl in der Geschichte Afghanistans 2004 wurde er dann mit einer deutlichen Mehrheit von 55,2 Prozent der Stimmen schon in der ersten Runde gewählt - mit großem Vorsprung vor seinen Gegenspielern.

Die jünste Wahl hat erneut gezeigt, dass Karsei einer der stärksten Politiker des Landes ist. Mit Geschicklichkeit und politischem Instinkt hat er seine Macht erfolgreich ausgebaut. Sein Erfolgsrezept ist es, alle einzubinden, die ihm seine Position streitig machen könnten. Er schreckt dabei auch nicht vor zweifelhaften Allianzen zurück.

Trotz seiner Nähe zu Warorlds, Drogenbossen, Kriminellen und Korrupten soll Karsei sein Land jetzt fünf weitere Jahre lang regieren. Doch das Land ist so instabil, dass es schwer ist, daran zu glauben.