Am Rosenmontag vor 75 Jahren starb der Komiker Karl Valentin

"Endlich a mal a Ruah - in aller Ewigkeit"

"Gedanken über das Jenseits kann man natürlich nur im Diesseits haben", war Karl Valentin überzeugt. Wie der Komiker seit seinem Tod vor 75 Jahren wohl aufs Diesseits schauen mag? Vor 75 Jahren an einem Rosenmontag starb er.

Autor/in:
Barbara Just
Karl Valentin / © N.N. (epd)
Karl Valentin / © N.N. ( epd )

Faschingszeit in München 1948. Karl Valentin (1882-1948) hatte endlich wieder einmal ein Gastspiel gehabt. Doch weil die Pension, in der er nach dem Auftritt sonst über Nacht blieb, schon ausgebucht gewesen sei, habe er in der Theatergarderobe übernachten müssen, schreibt seine Tochter Berta in ihrem Buch. Der Raum sei kalt gewesen, und eine Decke habe es auch nicht gegeben.

Von Krankheit nicht mehr erholt

Valentin handelte sich eine Bronchitis mit folgender Lungenentzündung ein. Von ihr sollte er sich nicht mehr erholen. Der Komiker starb am 9. Februar 1948 - einem Rosenmontag - in seinem Haus in Planegg bei München. Er wurde 65 Jahre alt.

An seinem Sterbebett hatte auch die damals achtjährige Enkelin Anneliese Kühn (1939-2014) gestanden. Im Gedächtnis geblieben war ihr, wie sie einmal der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erzählte, was der Opa gesagt hatte: "Da habe ich ein Leben lang Angst vor dem Sterben gehabt, und jetzt das!" Dabei sei er nicht wirklich spirituell gewesen, sondern eher realistisch. "Es kann jeder glauben, was er will; Hauptsache er ist ein guter Mensch", fasste Kühn sein Lebensmotto zusammen.

Religiöses Durcheinander

Dass es privat und auch in seinen Einlagen religiös oft durcheinander ging, passt irgendwie zusammen. Valentin war evangelisch getauft, heiratete aber seine Frau Gisela, eine Katholikin, in der Münchner Sankt-Anna-Kirche katholisch. Für einen Protestanten eher unüblich, trug er im Geldbeutel und in der Brieftasche stets ein Marienbild mit sich. Die Gottesmutter habe er verehrt, versicherte Kühn. Ansonsten habe der Großvater mit beiden Konfessionen "nicht viel am Hut" gehabt.

Da konnte es dann eben passieren, dass seine Partnerin Liesl Karlstadt in dem Bühnen-Einakter und späteren Kurzfilm "Der Firmling" eine große Kommunionkerze mit sich führte, wie es eigentlich nur zur Erstkommunion üblich ist. Wenig Humor zeigte ob des ganzen Sketches die katholische Kirche, wie der Jesuit und Valentin-Kenner Martin Maier in seinem Büchlein über den Querkopf festhält. Sie legte 1931 eine Beschwerde wegen eines öffentlich ausgestellten Fotos des "Firmlings" ein. Es handle sich um eine "unwürdige und verletzende Verzerrung des heiligen Sakraments", lautete der Vorwurf. Ein "Armutszeugnis", wie der Ordensmann findet.

Theologische Anspielungen beim Wortspieler

Biblische Zitate etwas verfremdet und anderweitige theologische Anspielungen finden sich bei dem Wortspieler Valentin immer wieder in seinen für die Bühne konzipierten Stücken. Der vom Naturell her zum Pessimismus neigende Künstler litt an der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs. Der Sarkasmus zog immer tiefer in seine Texte ein; zunehmend wurden diese düster. Doch die Leute wollten nach 1945 etwas Lustiges, Aufbauendes hören. So schrieb er eben einen skurrilen Text über den Weltuntergang, wo die Luft wie Schweinssulz zittert und die "Vesuve" Honig und Sauerkraut speien.

Dabei trieb es ihn um, dass der Herrgott über die Menschheit nur noch enttäuscht sein könne, so wie sie mit seiner Schöpfung umgehe. Der Gedanke, dass es zu einem Atomkrieg kommen könnte, ließ Valentin nicht mehr los. Dann müsse auch nichts mehr aufgebaut werden: "Dann gibt es auch keine Regierungen mehr - auch kein viertes Reich und kein fünftes Reich - nur mehr ein Himmelreich. Und dann is' - Gott sei Dank - endlich a mal a Ruah - in aller Ewigkeit. Amen!"

In Planegg beigesetzt

Zwei Tage nach seinem Tod, an einem Aschermittwoch, wurde Valentin auf dem Friedhof von Planegg beigesetzt. Die Nachricht vom Ableben des großen Humoristen ließ damals auch einen jungen Münchner Theologie-Studenten namens Joseph Ratzinger nicht unberührt. Von der Theologischen Fakultät, die ins Schloss Fürstenried ausgelagert war, nahm er einen 15 Kilometer langen Fußweg auf sich, um dem von ihm bewunderten, großen Komiker die letzte Ehre zu erweisen.

Dies verriet der spätere Kurienkardinal und Papst Benedikt XVI., als er 1989 mit dem Karl-Valentin-Orden der Münchner Narrhalla geehrt wurde. Dass er 2013 die Ankündigung seines Rücktritts vom Papstamt an einem Rosenmontag machte, mag ein Treppenwitz der Weltgeschichte sein.

Quelle:
KNA