UNO fordert mehr Wertschätzung für Wasser weltweit

Am kritischen Punkt angekommen

Die UN haben sich das Ziel gesetzt, bis 2030 eine gerechte und bezahlbare Wasserversorgung für alle Menschen zu gewährleisten. Davon ist die Weltgemeinschaft allerdings weit entfernt, wie der Weltwassertag deutlich macht.

Autor/in:
Christoph Arens
Mancherorts ein rares Gut: sauberes Trinkwasser / © Riccardo Mayer (shutterstock)
Mancherorts ein rares Gut: sauberes Trinkwasser / © Riccardo Mayer ( shutterstock )

Für ein Kilogramm Avocados werden 1.000 bis 1.500 Liter Wasser benötigt - acht Mal so viel wie für ein Kilo Kartoffeln. Fleisch gehört mit 16.000 Litern pro Kilo zu den wasserintensivsten Produkten. Kaum jemand denkt daran, wenn er seinen Wochenendeinkauf macht. Im Preis spiegelt sich das so gut wie gar nicht wider. Das hat Folgen.

Wertschätzung für die Ressource Wasser

Zum Weltwassertag am Montag fordern die Vereinten Nationen mehr Wertschätzung für die Ressource Wasser. Und einen angemessenen Preis. "Man kann die Bedeutung von Wasser eben nicht mit dem Preis der Bereitstellung für Industrie, Landwirtschaft und Haushalte gleichsetzen. Vor allem muss auch berücksichtigt werden, welchen Wert Wasser für Ökosysteme und damit als menschliche Lebensgrundlage hat", erklärte Ulla Burchardt von der Deutschen Unesco-Kommission.

Weltwasserbericht fordert mehr Investitionen in Wasser

Der am Montag von der Weltkulturorganisation Unesco veröffentlichte Weltwasserbericht mit dem Titel "Wasser bewerten und wertschätzen" fordert mehr Investitionen in das blaue Gold, seine Reinhaltung und den Schutz der Speicher. Wasser werde viel zu oft als selbstverständlich angesehen, privatisiert, verschmutzt und verschwendet, heißt es. So würden große Infrastrukturprojekte wie Staudämme zu selten nach Kosten und Nutzen bewertet.

Zum Beispiel in Lateinamerika und der Karibik: In manchen Regionen besteht Wasserstress. Landwirtschaft, Wasserkraft, Bergbau und sogar Trinkwasser- und Sanitärversorgung konkurrieren um die Ressourcen. Eine wirksame Zuteilung von Wasser scheitert an schlechter Regulierung, fehlenden Anreizen und mangelnden Investitionen, so die Unesco. Der Grund dafür: Den Wasserressourcen wird ein niedriger Wert zugemessen. Die Kosten für die Wassernutzung bzw. -erhaltung sind in der Regel unbedeutend niedrig - etwa für Wasserkraftwerke, Bergbauunternehmen und die Landwirtschaft.

Unesco warnte bereits vor Wasserkrise

Schon mehrfach hat die Unesco vor einer dramatischen Wasserkrise gewarnt. Der weltweite Wasserverbrauch hat sich im Verlauf der vergangenen 100 Jahre mehr als versechsfacht. Er nimmt infolge von Bevölkerungswachstum, wachsender Güterproduktion und zunehmendem Konsum weiter um etwa 1 Prozent pro Jahr zu. Der Klimawandel wird die Situation zusätzlich verschlechtern - insbesondere in Regionen, die bereits unter Wasserstress stehen.

Qualitativ und quantitativ sind die Wasservorkommen vor allem im Nahen Osten und Nordafrika, Zentralasien und in Teilen Australiens bereits heute an einem kritischen Punkt. In Spanien entsteht die erste Wüste Europas. Viele Seen - darunter der Aralsee - und Flüsse trocknen aus. Eine massive Zunahme der Wasserprobleme erwarten Experten außerdem im südlichen Afrika, in Pakistan sowie in China und Indien.

Grundwasser wichtige Ressource

Auch die "unsichtbare Ressource" Grundwasser bereitet Sorgen: Wissenschaftler des Instituts für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt erinnern zum Weltwassertag daran, dass das Grundwasser das wichtigste Trinkwasserreservoir weltweit - und auch in Deutschland - ist. "Der künftige Umgang damit wird für die Ernährung der Weltbevölkerung entscheidend sein."

"Fast die Hälfte der globalen landwirtschaftlichen Bewässerung speist sich aus Grundwasser. Doch in vielen Teilen der Welt werden Grundwasservorräte so stark übernutzt, dass der Grundwasserspiegel drastisch sinkt", sagt ISOE-Wasserexperte Stefan Liehr. Betroffen sind Regionen mit intensiver landwirtschaftlicher Bewässerung beispielsweise in den USA, China, Pakistan, Indien und Nordafrika. Aber auch in Europa leeren sich die Grundwasserspeicher, etwa in Südfrankreich und Spanien, wo Obst und Gemüse in großen Mengen auch für Deutschland produziert wird. Sogar im vermeintlich wasserreichen Deutschland kommt es vermehrt zu Nutzungskonflikten - etwa im Spreewald.

Wasser soll auch in Europa wertgeschätzt werden

"Ein wertschätzender Umgang ist auch in Europa dringlich", sagt Liehr. "Die Ressource muss nachhaltig bewirtschaftet werden." Das bedeutet nicht nur, nur so viel Wasser zu entnehmen, wie sich langfristig über den Wasserkreislauf neu bilden kann. Auch die Verschmutzung des Grundwassers durch Pestizide und Nitrate ist ein großes Problem: Etwa ein Viertel aller europäischen Grundwasserkörper befindet sich chemisch in einem schlechten Zustand, so die Wissenschaftler.


Quelle:
KNA