Altes Pfarrhaus in der Eifel erstrahlt in neuem Glanz

"Es schrie danach, befreit zu werden"

Ein verfallendes Pfarrhaus in einem kleinen Dorf in der Vulkaneifel. Das klingt erst mal eher unspektakulär. Doch Benjamin Marx hat es wieder zum Leben erweckt. Nun dient das Pfarrhaus als Ort der Begegnung für Gruppen und Familien.

Das alte Pfarrhaus wurde renoviert und davor wachsen viele Blumen / © Benjamin Marx (privat)
Das alte Pfarrhaus wurde renoviert und davor wachsen viele Blumen / © Benjamin Marx ( privat )

DOMRADIO.DE: Sie haben jahrzehntelang für eine große katholische Wohnbaugesellschaft gearbeitet. Das Dienstende schon im Blick verliebten Sie sich in eine Kirchen-Immobilie, ein altes Pfarrhaus in der Vulkaneifel, und kauften sie. Zwei Jahre später hat sich die einstige Asphaltfläche vor dem Haus schon in einen blühenden Bauerngarten verwandelt. Wie kam es dazu?

Benjamin Marx (Ehemaliger Mitarbeiter bei einer katholischen Wohnbaugesellschaft): Ich habe in der Zeitung gelesen, dass im Sauerland eine kirchliche Immobilie für 99.000 Euro mit 3.000 Quadratmeter Grund verkauft worden ist. Da habe ich mich mal mit dem Thema näher beschäftigt und habe im Immobilien-Atlas des Bistums Trier in dieser kleinen Gemeinde hier dieses Haus gefunden. Ich bin hingefahren, habe mir das angeschaut und habe dann dieses Ensemble gesehen, dieses Barockhaus, was dem Verfall preisgegeben war, mit der Kirche und dem Friedhof und dachte, dass das eine gute Idee ist und man hier was machen kann.

So sah das alte Pfarrhaus zunächst aus / © Benjamin Marx (privat)
So sah das alte Pfarrhaus zunächst aus / © Benjamin Marx ( privat )

DOMRADIO.DE: Sie haben lange im Dienst der katholischen Kirche gearbeitet und Sie hatten immer ganz hautnah mit Immobilien zu tun. Was haben Sie in diesem Haus für ein Potenzial entdeckt?

Marx: In diesem Haus habe ich großes Potenzial bei der Lage entdeckt. Außerdem ist es ein Haus von 1758, das im Grunde genommen einfach nur erweckt werden wollte. Man hatte, um es pflegeleicht zu halten, die gesamte Fläche, den gesamten Pfarrgarten geteert und mit Splitt befestigt. Es schrie einfach danach, weil das Gegenüber schön war, befreit zu werden und etwas daraus zu machen. Das ist mittlerweile auch entstanden.

DOMRADIO.DE: Welche Rolle hat es für Sie dabei gespielt, dass es um ein kirchliches Gebäude ging?

Marx: Ich bin der Meinung, dass die katholische Kirche in Sachen Immobilien eine große Verantwortung hat. Sie hat in der Vergangenheit, und das ist auch hier an diesem Standort sehr gut zu erkennen, privilegierte Grundstücke in privilegierter Lage gehabt. Diese privilegierten Grundstücke in dieser Lage bringen natürlich auch eine Verantwortung mit sich. Man kann sie nicht verfallen lassen. Man muss ihnen gerecht werden, damit auch ein Dorfkern erhalten bleibt.

Jetzt ist der Dorfkern hier wiederbelebt worden. An diesem Ort werden mehrere Neubaugebiete ausgewiesen. Entweder sind es Neubaugebiete in einem intakten Dorf, wenn der Dorfkern funktioniert, oder es sind Neubaugebiete mit Autobahnanschluss.

DOMRADIO.DE: Sie haben also zugeschlagen und das Haus privat gekauft. Was ist seitdem passiert?

Marx: Das Haus habe ich privat erworben und seitdem beschäftige ich mich mit diesem Haus. Als allererstes habe ich die Hoffläche mal entsiegelt. Ein weiterer Schritt war auch ganz wichtig, da war das Haus noch nicht in mein Eigentum übergegangen, aber der Notar-Vertrag war bereits geschlossen. Das Dach musste erneuert werden, damit das Haus trocken werden konnte, damit nicht weitere Bauschäden entstehen.

Benjamin Marx (Ehemaliger Mitarbeiter bei einer katholischen Wohnbaugesellschaft)

"Es ist eine wahre Pracht, wie sich das hier entfaltet."

Es liegt in der Eifel und das hätte sicherlich den 14. Juli 2021 nicht überstanden. Und dann wäre ein ganzer Ortskern total verändert worden. So wird jetzt hier nach und nach alles geschaffen. Der Friedhof ist nebenan, dort pilgern die Besucher hin. Der Friedhof ist ein Treffpunkt der Menschen im Dorf. Der Garten ist mittlerweile Gesprächsthema. Er ist ein richtiger Schmetterlingsgarten geworden. Es ist eine wahre Pracht, wie sich das hier entfaltet.

Blütenpracht vor dem Pfarrhaus / © Benjamin Marx (privat)
Blütenpracht vor dem Pfarrhaus / © Benjamin Marx ( privat )

DOMRADIO.DE: Was haben Sie jetzt vor? Sie haben das nicht in erster Linie als Privatbesitz gekauft.

Marx: Nein, ich habe das nicht als Privatbesitz gekauft, sondern das Haus selber kann von Gruppen genutzt werden, die sich vielleicht woanders nicht so ein Haus leisten könnten. Es können hier Begegnungen stattfinden, Familien können sich treffen. Es ist direkt in der Vulkaneifel, direkt an dem Radweg der Maare. Es ist von der Lage her schon sehr schön. Es ist lebenswert hier.

DOMRADIO.DE: Ganz konkret soll das schon bald eine Flüchtlingsfamilie zu spüren bekommen. Die soll nämlich in Niederöfflingen schon Urlaub machen.

Marx: Das ist eine junge afghanische Familie, die vor sechs Jahren nach Deutschland gekommen ist und hier mittlerweile sehr gut integriert ist. Der Vater hat den Hauptschulabschluss gemacht, die Mutter hat Deutsch gelernt und fängt im August eine Ausbildung zur Erzieherin an. Der Vater fängt eine Ausbildung zum Steinmetz an.

Die Kinder gehen in die Schule, sind hochbegabt. Diese Familie wird als allererstes hier dieses Haus nutzen und wird dann hier Ferien machen, ehe dann die Ausbildungen und die Schulen beginnen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Quelle:
DR