"Alte Kirche des Ostens" bekommt neuen Patriarchen

Wiedervereinigung wohl nun schwieriger

Die "Alte Kirche des Ostens" hat einen neuen Patriarchen. Mar Yacob Daniel, bislang Erzbischof von Australien und Neuseeland, wurde von der Bischofsversammlung in Chicago zum neuen Oberhaupt gewählt. Das berichtet "Pro Oriente".

Außenansicht der Kirche der Jungfrau Maria, Königin des Rosenkranzes in Bagdad / © Homo Cosmicos (shutterstock)
Außenansicht der Kirche der Jungfrau Maria, Königin des Rosenkranzes in Bagdad / © Homo Cosmicos ( shutterstock )

Als Patriarch Mar Yacob III. folgt Daniel auf Mar Addai II. Giwargis, der am 11. Februar mit 74 Jahren gestorben war. Mar Yacob hatte die Kirche bereits seither als Übergangsleiter geführt. Die Weihe des neuen Patriarchen soll am 19. August in Bagdad stattfinden.

Daniel wurde 1964 in einem Dorf in der nordirakischen Ninive-Ebene geboren. Er arbeitete als Priester in der christlichen Kleinstadt Tel Keppe, bevor er 1987 zum Erzbischof von Ninive und Dohuk ernannt wurde. 1990 wurde er zum Assistenten des Patriarchen gewählt und verwaltete die Kirche während der längeren Krankheit von Patriarch Mar Addai II. Daneben war er in den vergangenen Jahren auch Erzbischof von Australien und Neuseeland.

Wege zur Einheit geebnet

Mit der Wahl des neuen Patriarchen dürften die Bemühungen um eine Wiedervereinigung der Assyrischen Kirche des Ostens und der Alten Kirche des Ostens zumindest nicht einfacher werden. Seit einigen Monaten laufen entsprechende Bemühungen; Anfang Mai trafen sich in Chicago hochrangige Delegationen beider Kirchen, um strittige Punkte zu besprechen und Wege zur Einheit zu finden.

Zwischen beiden Kirchen gibt es keinerlei Unterschiede in Glaubensfragen. Die Alte Kirche des Ostens ging erst in den 60er Jahren aus einem Streit innerhalb der Assyrischen Kirche des Ostens hervor. In dieser Kirche wurde 1964 der Gregorianische Kalender eingeführt. Einige Bischöfe akzeptierten dies nicht und hielten am Julianischen Kalender fest.

1968 entstand so auch formal die Alte Kirche des Ostens, die weltweit zwischen 70.000 und 100.000 Mitglieder zählt. Ihr Zentrum hat sie im Irak; es gibt aber auch Gemeinden in Nordamerika, Europa und Australien.

Notwendigkeit der Kircheneinheit "außer Frage"

Die Assyrische Kirche des Ostens zählt weltweit rund 400.000 Mitglieder mit dem Schwerpunkt im Nahen Osten – Iran, Irak, Syrien, Libanon; sie ist aber auch in Nordamerika, Europa, Australien und Indien vertreten.

Beobachter mutmaßten, dass sich die Alte Kirche des Ostens mit der Wahl eines neuen Patriarchen wohl auch so lang Zeit ließen, um den Gesprächen für eine mögliche Wiedervereinigung nicht vorzugreifen.

Bislang dürfte dabei aber kein Durchbruch erzielt worden sein, so dass man nun die Wahl vollzog. Bei den Gesprächen in Chicago hatten beide Kirchen betont, dass die Notwendigkeit der Kircheneinheit grundsätzlich außer Frage stehe.

Quelle:
KNA