Vor 25 Jahren starb der Ruhrkaplan Carl Klinkhammer

Als "Bunkerpfarrer" in Düsseldorf unvergessen

Der katholische Priester Carl Klinkhammer hat in Düsseldorf zwei Dinge hinterlassen, die bis heute an ihn erinnern: die "mittwochsgespräche" und die Bunkerkirche Sankt Sakrament. Der katholische Priester starb am 8. Januar 1997.

Autor/in:
Christiane Laudage
Josef Kardinal Frings und Carl Klinkhammer während der Weihe der Bunkerkirche am 30. Oktober 1949 in Düsseldorf / © Archiv (KNA)
Josef Kardinal Frings und Carl Klinkhammer während der Weihe der Bunkerkirche am 30. Oktober 1949 in Düsseldorf / © Archiv ( KNA )

Ob als Ruhrkaplan oder einflussreicher Kanzelredner, als Schifferseelsorger oder Sanitätssoldat, als Stinkbomben- oder Bunkerpastor - Carl Klinkhammer kämpfte gegen den Zeitgeist, wenn er Widerspruch zum Glauben sah.

Warnung vor Nationalsozialismus und Kommunismus

Klinkhammer, am 22. Januar 1903 in Aachen geboren, empfing 1929 im Kölner Dom die Priesterweihe. Zunächst als Kaplan nicht ganz ernst genommen, setzte sich Klinkhammer in Essen-Altenessen mit der Situation der Arbeiter auseinander und erlangte bald als Ruhrkaplan Bekanntheit.

Schon am 1. Mai 1932 warnte er sowohl vor dem Nationalsozialismus als auch vor dem Kommunismus: "Das Christuskreuz muss an Stelle des Hakenkreuzes und der Bethlehemstern an Stelle des Sowjetsterns stehen." Auch bei Kundgebungen der katholischen Zentrumspartei, bei kirchlichen Veranstaltungen und in Zeitungsbeiträgen hielt er sich nicht zurück.

Mehrmalige Haft und Gefangenschaft

Im April 1933 titulierten ihn die Nazis als "feurigen Redner". Im selben Monat nahmen sie ihn als ersten katholischen Geistlichen in "Schutzhaft". Nachdem der Essener Stadtdechant der Polizei versprochen hatte, jede Klinkhammer öffentliche Betätigung zu verbieten, wurde der Kaplan freigelassen. Aber schon im April 1933 wurde er bei einem Urlaub in Köln erneut verhaftet. "Wegen Kanzelmissbrauchs" kam er auch 1937 und 1938 ins Gefängnis.

1941 musste er in den Krieg ziehen und geriet in Gefangenschaft. Seine Heimat fand er dann in Düsseldorf, wo er von 1947 bis 1991 als Pfarrer der Bunkerkirche Sankt Sakrament wirkte. Über diese Zeit sagte er: "Ich bin nirgendwo in meinem Leben so glücklich gewesen."

Die Sünderin und der Stinkbombenpastor

Nach dem Zweiten Weltkrieg legte sich Klinkhammer wieder mit dem Zeitgeist an. Vehement protestierte er 1951 gegen den Film "Die Sünderin" - allerdings weniger wegen der kurz nackt zu sehenden Hildegard Knef, sondern vielmehr wegen der Verherrlichung von Euthanasie und Suizid.

In Nordrhein-Westfalen führte der lautstarke Protest, bei dem auch Stinkbomben geworfen wurden, zu einem Prozess gegen Klinkhammer und sechs weitere Demonstranten. Das Landgericht Düsseldorf sprach sie frei. Der Bundesgerichtshof hob den Freispruch auf und verwies den Fall zurück nach Düsseldorf, wo das Verfahren schließlich eingestellt wurde.

Die Bunkerkirche in Düsseldorf

Klinkhammers Vermächtnis in Stein ist die Bunkerkirche, ein weltweit einzigartiges Bauwerk, das mittlerweile unter Denkmalschutz steht.

Der Geistliche setzte sich direkt nach seiner Ankunft in Düsseldorf dafür ein, den ehemaligen Hochbunker zu einer Kirche und damit zu einem Friedenssymbol umzubauen. Trotz Schwierigkeiten bei der Genehmigung begann 1947 die Umgestaltung. Mit Hilfe der Gemeinde wurden Zwischendecken, Wände und Löcher für die Fenster in den Bunker gesprengt.

Die Einweihung der Kirche erfolgte 1949. Mehr als 45 Jahre später, im Jahr 1995, hatte sich aus der stabilen Kirche aber ein Sanierungsfall entwickelt. Die 2,70 Meter dicke Stahlbetondecke zeigte Risse. Bei einer umfassenden Renovierung erhielt das Gotteshaus ein Satteldach.

Im Dezember 2015 übergab der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki die Kirche an die koptisch-orthodoxe Gemeinde in Düsseldorf.

Die "Mittwochsgesrpäche" sind ein bleibendes Vermächtnis

Klinkhammers anderes Vermächtnis sind die Düsseldorfer "mittwochsgespräche". Den ersten Vortrag am 8. November 1961 hielt der als "Maschinengewehr Gottes" bekannt gewordene Pater Johannes Leppich. Es folgten neben vielen anderen der CDU-Politiker Rainer Barzel, die Theologin Uta-Ranke Heinemann, Schlagersänger Ralf Bendix, der CSU-Politiker Franz Josef Strauß und Alt-Kanzler Konrad Adenauer.

Auch zahlreiche Hochschultheologen waren unter den Rednern, die später Bischofsweihen empfingen und Kardinalsehren erhielten, darunter Walter Kasper und Karl Lehmann. Im März 1974 hielt Joseph Ratzinger, damals noch Regensburger Theologe, einen Vortrag.

Die "mittwochsgespräche" finden 60 Jahre später immer noch statt, werden aber inzwischen von der Katholischen Kirche und der Volkshochschule in Düsseldorf organisiert. Wie in den Anfängen sollen sie aber ein fester und regelmäßiger Ort der christlichen Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Strömungen in Kirche und Welt sein.


Bunkerkirche Sankt Sakrament  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bunkerkirche Sankt Sakrament / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA