Afrika startet mit vielen Konflikten ins neue Jahr

Kontinent in der Krise

Auf den gut 7.200 Kilometern zwischen Kairo und Kapstadt brechen gerade in den vergangenen Wochen die Konflikte auf, ob alt oder neu. Afrika im Januar 2014 - das scheint ein Kontinent in der Krise zu sein.

Autor/in:
Joachim Heinz
 (DR)

In Ägypten hat die Regierung aus Furcht vor Anschlägen von Islamisten über Neujahr starke Sicherheitsvorkehrungen angeordnet. Für Südafrika, wo das Jahr eins nach dem Tod von Freiheitskämpfer Nelson Mandela angebrochen ist, geben die gewöhnlich gut informierten Schweizer Banken pessimistische Prognosen ab - weil die "ökonomischen und politischen Entwicklungen immer weiter auseinanderklaffen", wie die "Neue Zürcher Zeitung" berichtet. Nur zwei Momentaufnahmen zur aktuellen Situation in Afrika: Einmal aus dem Norden, wo der Arabische Frühling vor drei Jahren noch für Aufbruchsstimmung sorgte, und aus dem Süden, wo die einst zukunftsgewandte "Regenbogennation" auf der Stelle tritt.

 Im bitterarmen Südsudan, der "jüngsten Republik der Welt", kämpft Präsident Salva Kiir mit seinem früheren Stellvertreter Riek Machar um die Macht. Zwar zeigte sich Machar auf Druck der Afrikanischen Union jetzt bereit für Friedensgespräche - gab aber zugleich die Eroberung der strategisch bedeutsamen Stadt Bor in der Provinz Jonglei bekannt. Ob ein Dialog vor diesem Hintergrund wirklich gelingt, sehen Vertreter aller Seiten skeptisch.

Die Leidtragenden sind Angehörige der Zivilbevölkerung. 180.000 Menschen sollen inzwischen auf der Flucht sein. Im benachbarten Sudan, von dem sich der Südsudan 2011 unabhängig erklärte, sieht die Lage laut "Ärzte ohne Grenzen" nicht besser aus. Vor allem aus der Krisenregion Darfur fliehen die Menschen zu Tausenden in die umliegenden Staaten. Am Anfang von Gewalt und Vertreibung steht oft ein ganzes Bündel aus Motiven: Neben dem Streben nach politischer Macht können dies Kämpfe um Rohstoffe sein oder ethnische und religiöse Differenzen. Hinzu kommt oft Unfähigkeit oder Unwille der internationalen Staatengemeinschaft, zur Lösung der Konflikte beizutragen.

Warnung vor Hungerkrise

Beispielhaft lässt sich dies alles derzeit in der Zentralafrikanischen Republik verfolgen. Das Land im Herzen Afrikas, das über reiche Diamantenvorkommen verfügt, kommt seit dem Sturz von Präsident Francois Bozize im März nicht zur Ruhe. Überwiegend muslimische Unterstützer von Bozizes Nachfolger Michel Djotodia liefern sich immer neue Gefechte mit christlichen Milizen. Bis zu 700.000 der rund 4,5 Millionen Einwohner sollen inzwischen ihre Häuser verlassen haben. Helfer berichten von chaotischen Zuständen am Hauptstadt-Flughafen von Bangui. Dort suchen 100.000 Menschen Schutz vor den Kämpfen. Unterdessen warnt die  Welternährungsorganisation FAO vor einer Hungerkrise.

Wer kann, verlässt das Land, etwa in den angrenzenden Kongo. Von dort wurde zuletzt eine Rebellenattacke auf zentrale Einrichtungen in der Hauptstadt Kinshasa vermeldet. Die Angreifer sollen aus dem Umfeld des selbsternannten "Propheten der Ewigkeit", Paul Joseph "Gideon" Mukungubila, stammen. Dieser leitet sei den 1990er-Jahren eine evangelikale Freikirche und kandidierte bei den Wahlen 2006 erfolglos für das Amt des Präsidenten. In der jüngeren Vergangenheit warf er der kongolesischen Regierung vor, sich von dem Nachbarland Ruanda unter Druck setzen zu lassen. Die gemeinsame Grenze im Osten des Kongo ist ein weiterer Konfliktherd der Region: Dort kommt es seit Jahren aus unterschiedlichen Anlässen immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Milizen.

Die Liste ließe sich fortsetzen: mit dem Terror der Islamisten von Boko Haram in Nigeria oder dem weiterhin schwelenden Konflikt in Mali. Lichtblicke liefern Staaten wie Angola oder Ghana, die nicht zuletzt von einem neuen Erdölboom profitieren. Oder Marokko, das derzeit jene Nordafrika-Reisenden anzieht, die Ägypten aufgrund der unsicheren Lage meiden. Aber auch hier gibt es Wermutstropfen: Kurz vor Weihnachten sorgte der Fall von Ali Anouzla für Schlagzeilen. Dem marokkanischen Journalisten drohen in seiner Heimat 30 Jahre Haft wegen kritischer Berichte über das Regime.


Quelle:
KNA