Afghanische Künstlerin gestaltet Fenster für Chamer Kirche

Lichtkunst im Gotteshaus

Mit ihren Künstlerfenstern in der Abtei von Tholey errang Mahbuba Maqsoodi internationales Renommee. Im oberpfälzischen Cham gab sie jetzt der Kirche Sankt Josef mit ihren Kunstwerken eine eigene Sprache.

Autor/in:
Marion Krüger-Hundrup
Symbolbild Kirchenfenster / © Irina Frolikova (shutterstock)
Symbolbild Kirchenfenster / © Irina Frolikova ( shutterstock )

Sonnenstrahlen durchbrechen den grauen Novemberhimmel. Sie bringen ein Farbenspiel aus Blau, Violett, Rot, Orange und Gelb zum Leuchten: Hier in der Kirche Sankt Josef im oberpfälzischen Cham, einem schlichten Nachkriegsbau aus den 1950er Jahren, in dem die 14 neuen Glasfenster die Erhabenheit des sakralen Raums unterstreichen und eine mystische Erfahrung widerspiegeln.

Der Farbenbogen, der sich wie ein Regenbogen durch den Kirchenraum spannt, ist nicht nur Zeichen göttlicher Präsenz, sondern bringt auch das Versöhntsein und den Frieden Gottes mit den Menschen zum Ausdruck.

Die deutsch-afghanische Künstlerin Mahbuba Maqsoodi, eine Muslima, hat diese Lichtkunst geschaffen. Der Regensburger Weihbischof Josef Graf segnete die Werke am Sonntag im Rahmen eines feierlichen Festgottesdienst. Die in München lebende Maqsoodi, die mit ihren Künstlerfenstern in der Benediktiner-Abtei von Tholey internationales Renommee errang, übersetzt die ganze Dynamik der menschlichen Existenz in die Sprache heutiger Lebenskultur.

Sie tut dies mit je sieben alt- und neutestamentlichen Motiven, die miteinander korrespondieren und kommunizieren: zwischen ihnen der Mensch, der im Raum der Kirche steht.

"Lebendigkeit und Stabilität"

"Ich bin eine zeitgenössische Künstlerin und möchte Interpretationen anstoßen, die ins 21. Jahrhundert passen", sagt die 66-Jährige. Allerdings gebe sie keine vor: "Ich möchte Gedanken anstoßen und dem Betrachter Freiheit lassen."

Sie habe lediglich versucht, die tausende Jahre alten Grunderfahrungen der Menschen wie Liebe, Ohnmacht, Hoffnung, Glaube an Gott umzusetzen und mit ihrer Kunst Spiritualität zu schaffen, erklärt Maqsoodi.

Ihre figurativen Bilder mit abstrakten Elementen könnten religiös gedeutet werden, auch wenn sie frei seien von christlichen Symbolen der Ikonografie, ergänzt Kazimierz Pajor, Pfarrer der Gemeinde. Gleichwohl vollendeten die Glasfenster das Thema "Jesus Christus", der durch das entsprechende Gemälde im Presbyterium den Kirchenraum dominiere.

"Ein sehr nüchterner Raum, dem ich Lebendigkeit und Stabilität geben wollte", erinnert sich Maqsoodi an ihren ersten Besuch in Cham und die Begegnung mit der vorhandenen Architektur.

Künstlerauswahlverfahren gewonnen

Eine Spende in sechsstelliger Höhe, die die Kirchenverwaltung für die Anschaffung neuer Kirchenfenster erhielt, machte das Projekt möglich. Es wurde intensiv von der Regensburger Bischöflichen Kommission für Kirchliche Kunst begleitet, ein Künstlerauswahlverfahren durchgeführt.

Die Entwürfe für die vierzehnteilige Werksgruppe "Sieben" von Maqsoodi überzeugte die Jury: "Ich bin glücklich darüber", freut sich die Künstlerin, auch über das harmonische Ergebnis. Denn es sei eine Herausforderung gewesen, den unterschiedlichen Lichteinfall in die Süd- und Nordseite der Kirche in Einklang zu bringen.

Dank der professionellen Umsetzung der Entwürfe auf Floatglas durch die Paderborner Firma Glasstudio Peters und der letzten Pinselstriche von Maqsoodi leuchten die Fenster in bester Harmonie.

"Die Bilder, die sie in den Farben und Konturen aufscheinen lässt, machen dabei das Göttliche und das Menschliche gleichermaßen transparent", sagt der von ihr geschätzte Bamberger Theologe und Therapeut Georg Beirer.

Glas als Mittel

Glas sei für Maqsoodi das sprachliche Medium der Begegnung zwischen der persönlichen Erfahrung und der existenziellen Wirklichkeit des Menschen mit seiner transzendenten, universalen Wirklichkeit.

Diese fordere heraus, sich treffen und ansprechen zu lassen von dem, was auf die Fragen und die Lebensdynamik des Menschen Antworten gebe, so der promovierte Theologe zu den Chamer Kirchenfenstern.

Der bedingungslos liebende Gott werde zu einer einzulösenden Herausforderung für die Menschen, der Maqsoodi in den einzelnen Fenstern Konturen gebe.

Quelle:
KNA