Ägypten verweigert Konvertiertem Anerkennung - Menschenrechtler im domradio: Faktisch ein Islam-Staat

Wenn Mohammed sich nicht zu Jesus bekennen darf

Der Fall Mohammed Hegazy sorgt zurzeit in Ägypten für Aufsehen: Der 25-jährige ist vom Islam zum Christentum übergetreten. Der Staat jedoch verwehrt ihm bislang die Anerkennung dafür. "Trotz offizieller Religionsfreiheit - faktisch ist Ägypten ein islamischer Staat", klagt im domradio-Interview Walter Flick von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte. Und: Das Schicksal Mohammed Hegazys ist kein Einzelfall.

 (DR)

An der Tagesordnung: Misshandlungen
Erst Anfang Juli hatte die ägyptische Polizei nach Informationen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) eine zum Christentum übergetretene Muslimin an ihre islamistische Familie zurückgegeben. Die am 16. Juli in Alexandria verhaftete 26-jährige Konvertitin Eman Muhammad el-Sayed war zuvor im Polizeigewahrsam Stunden lang verhört, gedemütigt und gefoltert worden.

El-Sayed war in der vergangenen Woche von Familienangehörigen körperlich angegriffen und mit dem Tode bedroht worden, nachdem ihr Glaubenswechsel zum Christentum bekannt geworden war. Die Polizei hatte den Berichten zufolge jedoch nicht die Angreifer, sondern die junge Frau in Gewahrsam genommen, angeblich zu ihrem eigenen Schutz.

Die IGFM appellierte erneut an die deutschen Behörden, zum Christentum übergetretene Muslime zu schützen und nicht nach Ägypten auszuweisen. Sie könnten dort kein sicheres Leben führen. Die Organisation forderte außerdem die rechtliche Gleichstellung von Nicht-Muslimen in Ägypten, insbesondere von Kopten, die im Zuge der Radikalisierung von Muslimen immer häufiger Opfer von Diskriminierungen und Schikanen würden.

Mehr als eine bürokratische Feinheit
Der 25-jährige Mohammed Hegazy ist vom Islam zum Christentum übergetreten und will dies vom Staat offiziell anerkannt sehen: Der ägyptische Personalausweis nennt die Glaubenszugehörigkeit jedes Bürgers. Der Konvertit Hegazy besteht darauf, dass bei ihm "Christ" steht. "Meine Frau ist schwanger. Ich will, dass mein Sohn als Christ geboren wird und dies auch in seinen Papieren steht." Hegazy ist inzwischen untergetaucht.

Die Ausweisfrage ist mehr als eine bürokratische Feinheit. Die Mehrheit der etwa 73 Millionen Ägypter sind Muslime. Der - lange nicht mehr offiziell überprüfte - Anteil der koptischen Christen liegt bei zwölf bis 15 Prozent. Obwohl die Religionsgruppen friedlich zusammenleben, kommt es gelegentlich zu tödlichen Zusammenstößen. Die Regierung geht entsprechend vorsichtig mit dem Thema um, entscheidet am Ende aber oft zugunsten des Islam.