Abt Nikodemus Schnabel begleitet uns in der Karwoche, jeden Morgen live um 7:45 Uhr im Radioprogramm.
DOMRADIO.DE: An Karfreitag sollen in der Altstadt von Jerusalem so viele Menschen gewesen sein, wie lange nicht. Was haben Sie gestern von der Prozession und dem Treiben mitbekommen?
Nikodemus Schnabel (Benediktiner, Abt der deutschen Abtei der Dormitio in Jerusalem und des Priorats Tabgha am See Gennesaret): Ich war gestern kurz draußen, war aber hier in der Abtei auch sehr beschäftigt. Es ist eine Herausforderung, denn ich habe einerseits meine Verpflichtungen als Abt, dann bin ich Teil der Ortskirche und versuche dort mitzumachen, und dann ist die Ökumene mir auch ein Herzensanliegen. Wir feiern alle gemeinsam. Und vielleicht ist das auch der Grund, warum die Stadt so voll war. Wir haben dieses Jahr eine Ausnahme: Die Jüdische Pessachwoche fällt mit der Heiligen Woche von West- und Ostchristen zusammen, zusätzlich haben am Freitag die Muslime ihr Freitagsgebet. Deswegen war es so voll.

Eigentlich ist es traurig, weil sich alles auf die eine Woche kumuliert. In normalen Jahren zieht sich das über den ganzen Monat hinweg und dann ist jeder Tag so wie gestern. Deswegen war es mal wieder richtig voll, weil alle zusammen in der Stadt waren.
DOMRADIO.DE: Heute ist Karsamstag, das ist ein Tag der Ruhe, bevor die Osterfeierlichkeiten beginnen. Karsamstag ist Ihr Lieblingstag. Was macht ihn für Sie so besonders?
Abt Nikodemus: Mein Namenspatron ist der Heilige Nikodemus. Gestern hatten wir auch die Grablegung, denn mein Namenspatron und Josef von Arimathäa sind die Totengräber Jesu. Im Sinne der Werke der leiblichen Barmherzigkeit, Tote zu bestatten, haben sie unseren Herrn bestattet. Karfreitag ist der Blick auf das Kreuz. Ich glaube, das kennen wir noch, das Leid. Aber viele haben diese Karsamstags-Emotionalität. Diese Lehre, dieses Nichtwissen, diese Hoffnungslosigkeit. Das Kreuz ist nicht mehr da, aber Ostern ist auch noch nicht da. Das ist ein Gefühl von Leben in einem Wartezimmer. Deswegen ist der Karsamstag und seine Spiritualität vielen Menschen von heute, das kann ich als Seelsorger sagen, ein sehr kostbarer Tag.
Ich mag das auch, dieses Dazwischen-Sein. Der Karfreitag hat das Kreuz zum Festhalten, der Karsamstag lässt einen ziemlich alleine, mit seinen Gedanken, seinen Sehnsüchten, seinen Ängsten und seinen Hoffnungen.
DOMRADIO.DE: Wie gestalten Sie den Karsamstag heute?
Abt Nikodemus: Wir haben Gebetszeiten, wir hatenn heute Morgen eine wunderbare Trauermette. Wir haben eine Mittagshore, eine Vesper, also wir haben feste Gebetszeit. Und ich habe auch viel Zeit mich auf die Osternacht vorzubereiten, in der ich die Predigt halten werde. Wir predigen vor jeder Lesung und wir haben sieben Lesungen, plus Evangelium. Ich kaue diese Texte für mich noch einmal durch, damit ich heute Nacht um Null Uhr, wenn wir die Osternacht haben, wirklich aus dem Herzen heraus etwas sagen kann.
Was in Bezug auf Jerusalem noch interessant ist zu erwähnen, ist, dass während unserer Trauermette heute Morgen ein paar schon Halleluja gesungen haben. Der lateinische Patriarch hat schon seine Osternacht. Das heißt, in Jerusalem ist schon das erste Halleluia erklungen. Nicht in Australien, nicht in Neuseeland, sondern hier. Das ist gerade ganz skurril. Ein Teil der Gläubigen ist schon voll in Ostern und Halleluja, ich bin noch in der Wartestellung.
Impuls von Abt Nikodemus Schnabel OSB an Karfreitag:
DOMRADIO.DE: Schauen wir zurück auf den gestrigen Gründonnerstag. Wie war der Tag insgesamt und für Sie persönlich in Jerusalem?
Nikodemus Schnabel (Benediktiner, Abt der deutschen Abtei der Dormitio in Jerusalem und des Priorats Tabgha am See Gennesaret): Der Tag war intensiv, wie auch die nächsten Tage intensiv werden, weil wir als gesamte Christenheit alle gemeinsam Ostern feiern. Gestern war ich zum Beispiel in ökumenischer Verbundenheit bei den Armeniern bei der dortigen Fußwaschung. Das war mir wichtig.

Am Abend durfte ich selbst die Füße von zwölf lieben Gästen waschen. Ganz bewusst haben wir in dieses Jahr auf den ökumenischen Aspekt verzichtet, weil er durch das gemeinsame Osterfest schwer zu realisieren ist. Wir haben deswegen bewusst Diplomaten, Nahost-Korrespondenten und Pilgern die Füße gewaschen. Also den Menschen, die mit uns ausgeharrt haben in dieser Zeit und Menschen, die den Mut hatten zu kommen.
DOMRADIO.DE: Wie sehen Sie dem Karfreitag entgegen?
Abt Nikodemus: Klingt komisch, wenn ich das sage, aber ich mag den Karfreitag. Ich denke, es ist wichtig, diesen Tag zu haben, der den Blick auf das Kreuz, den Blick auf das Leid lenkt und der nicht immer gleich alles wegwischt. Ich bin ein österlicher Mensch.
Ich glaube auch, dass die Hoffnung und die Auferstehung das letzte Wort haben, gerade hier in diesem Land. Das Kreuz, das Gucken auf die Wunden und einfach auch zu wissen, dass wir in diesem Leid nicht allein sind, dass Jesus Christus selbst gelitten hat. Es ist halt dieses Mysterium, was zum Leben irgendwo dazu gehört.
Ein leidfreies Leben scheint ein Traum vieler zu sein, aber es ist nicht die Realität. Deswegen finde ich es wichtig, diesen Blick auf das Kreuz auszuhalten. Ich mag auch die Liturgie von Karfreitag. Ich werde heute Abend - da sind dann keine Kameras dabei - in die Grabeskirche zur berühmten Grablegungsfeier gehen.
Impuls von Abt Nikodemus Schnabel OSB an Gründonnerstag:
DOMRADIO.DE: Es ist nun der Gründonnerstag, Sie sind auf dem Berg Zion in Jerusalem. Wie fühlen Sie sich?

Nikodemus Schnabel (Benediktiner, Abt der deutschen Abtei der Dormitio in Jerusalem und des Priorats Tabgha am See Gennesaret): Es ist tatsächlich sehr emotional, weil wir heute der Original-Schauplatz sind, wenn wir über die Fußwaschung und das letzte Abendmahl reden. Die Dormitio-Abtei ist in unmittelbarer Nachbarschaft, nur fünf Meter entfernt, vom Abendmahlssaal. Heute darf er für ein kurzes Gebet der Franziskaner genutzt werden, aber es darf dort nur sehr selten Eucharistie gefeiert werden. Das heißt, letztendlich sind wir der Ort, wo wir in aller Ruhe das letzte Abendmahl und auch die Fußwaschung vergegenwärtigen können. Das ist eine Gnade.
DOMRADIO.DE: Was passiert heute bei Ihnen? Wo sind Sie persönlich unterwegs?
Abt Nikodemus: Wir haben dieses Jahr das wunderschöne Privileg, dass wir über zwei Milliarden Christenmenschen auf der ganzen Welt gemeinsam Ostern feiern. Das ist eine große Herausforderung für mich, ich bin leidenschaftlicher Ökumeniker und normalerweise würde ich bei der Fußwaschung heute Abend allen möglichen verschiedenen Konfessionen die Füße waschen. Nur, ich brauchte diesmal gar nicht fragen, weil sie selbst Fußwaschung haben. Das heißt, ich werde andere Fußwaschungen mitmachen.
Auf jeden Fall werde ich zu den Armeniern gehen, die schon am frühen Nachmittag Fußwaschung haben, und zu den Syrisch-Orthodoxen. Dann muss ich zur eigenen Liturgie nach Hause, weil wir um 18 Uhr zwölf Menschen zum Abendessen einladen, denen wir später in der Eucharistie die Füße waschen.
DOMRADIO.DE: Das sind immer lange Tage für Sie, wie kriegen Sie das alles unter einen Hut?
Abt Nikodemus: Wie soll man das sagen? Schlafentzug mit sehr viel Gebet, und die Gebete tragen einen. Wenn ich selbst Liturge bin, muss ich natürlich präsent sein - aber wenn nicht, kann man auch manchmal die Augen schließen und die Liturgie einfach genießen (lacht).
Impuls von Abt Nikodemus Schnabel OSB am Mittwoch der Karwoche:
DOMRADIO.DE: Es gibt keine Woche im Kirchenjahr, in der Trauer und Freude so nah beieinander liegen wie in der Karwoche bis zum Osterfest. Wie kommen Sie persönlich, auch noch in Jerusalem, mit diesem Gefühlschaos zurecht?
Nikodemus Schnabel (Benediktiner, Abt der deutschen Abtei der Dormitio in Jerusalem und des Priorats Tabgha am See Gennesaret): Herzlich willkommen, das ist Jerusalem-Live. Nicht nur in der Karwoche. Ich lebe auf einer Hoffnungsinsel, aber ich lebe auch in einem Ozean von Leid. Wir müssen immer noch klarmachen, wir haben Krieg. Menschen machen anderen Menschen das Leben zur Hölle, auf beiden Seiten gibt es unvorstellbares Leid.
Für mich ist berührend, dass sowohl die Juden mit Pessach, dem großen Befreiungsfest, dem Auszug aus Ägypten, feiern, dass Gott stärker ist als der Pharao - und wir das mit Ostern feiern. Nicht die Mächtigen dieser Erde, die viel vernichten können, haben das letzte Wort, sondern der Auferstandene. Und etwas zeitlich versetzt haben die Muslime mit Ramadan eine ähnliche Zeit, in der sie sich neu festmachen in Gott und neue Hoffnung schöpfen. Das vereint uns alle hier in Jerusalem, die glauben. Wir sehen einerseits diese Perversion, was Menschen anderen Menschen antun können, und wir haben die Hoffnung, dass Gott das letzte Wort über unser Leben und diese Welt hat.

DOMRADIO.DE: Sie nehmen die Menschen unmittelbar in Jerusalem wahr, ob Einheimische, Touristen oder Pilger. Was ist Ihr Gefühl? Wie sind die Menschen in dieser Karwoche emotional drauf?
Abt Nikodemus: Ich war gestern in der Altstadt unterwegs. Obwohl wir West- und Ostchristen gerade gemeinsam die Heilige Woche und Ostern feiern, spürt man davon nichts, weil die christlichen Pilger ausbleiben. Wer vor Ort ist, sind die Juden und jüdische Pilger. Das heißt, die Stadt ist voll, aber ausschließlich mit Juden.
Christen muss man mit der Lupe suchen. Man merkt stark, dass Pessach ist. Dass aber die größte Weltreligion gerade ihre wichtigste Woche hat, über zwei Milliarden Menschen feiern diese Heilige Woche, davon merkt man in Jerusalem leider nichts. Das ist ein bisschen schade, weil Jerusalem noch bunter ist, mehr Facetten hat, als es sich gerade darstellt. Liebe Christen, traut euch, kommt! Wir warten auf euch. Die jüdischen Pilger haben keine Angst und die muslimischen Pilger beim Ramadan auch nicht. Die größten Angsthasen sind die Christen, das steht uns nicht gut zu Gesicht.
DOMRADIO.DE: Sie sind da sehr beharrlich und sagen es immer wieder.
Abt Nikodemus: Ja, ich sage es auch jetzt wieder und meine es ehrlich. Für alle, die sich Gedanken machen: Man kann kommen. Unser Kloster ist gerade mit Einzelpilgern ausgebucht. Alle sind begeistert und sagen, es sei gut, dass sie sich getraut haben, und eine starke Erfahrung. Sie haben die heiligen Orte für sich und das ist sehr intensiv. Ich kenne noch niemanden, der es bereut hat, zu kommen. Deswegen wiederhole ich meine Aufforderung: Kommen Sie! Das ist auch ein Akt der Solidarität.
Impuls von Abt Nikodemus Schnabel OSB am Dienstag der Karwoche:
DOMRADIO.DE: Sie leben seit 2003 in der Abtei in Jerusalem, die auf dem Berg Zion, südlich der Altstadtmauer, steht. Wenn Pilger und Touristen dort hinkommen, schwärmen sie häufig und sind begeistert. Wie ist das für jemanden, der seit mehr als 20 Jahren dort ist?

Nikodemus Schnabel (Benediktiner, Abt der deutschen Abtei der Dormitio in Jerusalem und des Priorats Tabgha am See Gennesaret): Ich bin immer noch begeistert und fasziniert von dieser Stadt. Ich bin noch lange nicht fertig mit dieser Stadt. Gerade in diesen Tagen, wenn west- und östliches Ostern zusammentreffen und die Juden parallel Pessach feiern, dann ist diese Stadt voller Intensität.
Es gibt manchmal, was Sie gerade ansprechen, so eine gewisse Skurrilität. Diese Stadt pulsiert, steckt so voller Sehnsucht, Politik und Religion und ist vollkommen unfähig zum Smalltalk. Aber heute Morgen war ich auch wieder bei der Waschmaschine (lacht). Es gibt halt auch diesen sehr banalen Alltag, der auch nicht Halt macht vor Jerusalems Zionsberg. Man muss sich der Verführung wehren, nur in diesem Ausnahmezustand zu leben, sondern auch den Alltag zu gestalten. Das ist die Herausforderung.
DOMRADIO.DE: Anfang der 2000er haben Sie sich in die Stadt Jerusalem während eines theologischen Studienjahres an der Dormitio-Abtei verliebt. Was hat Sie in dem Moment denn so gepackt?
Abt Nikodemus: Diese absolute Intensität. Übrigens gibt es das Studienjahr immer noch, herzliche Einladung. Wer Theologie studiert kann sich dort bewerben, auf www.studenjahr.de kann man sich informieren. Es gibt ein wunderbares arabisches Sprichwort, das sagt, ein Jahr leben in Jerusalem sei wie zwei Jahre woanders. Ich denke, das Sprichwort stimmt nicht mehr, der Umrechnungskurs ist, glaube ich, mittlerweile 1 zu 3, oder 1 zu 4.
Es ist eine Stadt, die pulsiert, der nichts egal ist und wo wirklich die großen Weltreligionen aufeinandertreffen, die große Politik aufeinander trifft. Und hier kann man nicht einfach Elfenbeinturm-Theologie betreiben. Hier muss sich das immer auch ganz konkret im Alltag bewähren.
Ich bin in meiner Biografie sehr häufig umgezogen. Wir Benediktiner haben die Stabilitas loci, diese Gelübde, an einem Ort zu bleiben. Ich habe dann gemerkt, wenn es einen Ort gibt, dann schaffe ich es in dieser herrlich verrückten Stadt.
DOMRADIO.DE: 2003 sind Sie in die Benediktiner-Abtei Dormitio eingetreten, 2013 dort zum Priester geweiht worden, 2023 sind Sie zum Abt gewählt worden. Haben Sie 2033 schon etwas vor?
Abt Nikodemus: Ich glaube, das liegt in Gottes Hand. Wenn ich einen Wunsch habe, dann würde ich mich darüber freuen, wenn es wirklich Frieden in Jerusalem gibt und die ganze Energie von mir und meinen Mitbrüdern nicht in dieser Konfliktbewältigung steckt, sondern darin, aufzubauen. Wie kann diese Stadt zu der Sehnsuchtshauptstadt der Welt werden, wo einfach jeder - egal welcher Glaube, welche Hautfarbe, welche Herkunft - sagt, da möchte ich hin, da ist es so wunderschön.
DOMRADIO.DE: Das darf wahrscheinlich gerne auch schon ein bisschen eher passieren, oder?
Abt Nikodemus: Sehr gerne.
Impuls von Abt Nikodemus Schnabel OSB am Montag der Karwoche:
DOMRADIO.DE: Wo treffen wir Sie in dieser wichtigen Woche an?
Nikodemus Schnabel (Benediktiner, Abt der deutschen Abtei der Dormitio in Jerusalem und des Priorats Tabgha am See Gennesaret): Heute bin ich in Tabgha, in unserem zweiten Kloster, direkt am See Gennesaret. Ab morgen dann wieder in Jerusalem. In der Heiligen Woche, der Karwoche, muss man einfach dort sein. Aber mir war es ein Anliegen, heute bei meinen Brüdern hier in Tabgha zu sein.

DOMRADIO.DE: Gestern haben Sie den Palmsonntag in Jerusalem gefeiert. Können wir von Feierlichkeiten reden? Wie war es für Sie?
Abt Nikodemus: Das sind immer die Diskussionen, derer wir schon müde sind: Kann man denn angesichts des Krieges feiern? Es war jetzt schon der zweite Palmsonntag unter diesen Bedingungen und es ist niemandem geholfen, wenn wir uns in Resignation, Depression und Hoffnungslosigkeit ergehen. Denn es ist ja eine große Hoffnungsbotschaft. Während diese Mächtigen, die gerade das Weltgeschehen sehr stark bestimmen, irgendwann gehen werden, glauben wir, dass das Leben, Jerusalem und diese Welt in der Hand von jemand anderem liegt. Im letzten von Jesus Christus, der Palmsonntag, das haben wir vergegenwärtigt, in Jerusalem eingezogen ist. Deswegen war die Stimmung wirklich sehr gut und ausgelassen. Und natürlich sehr ökumenisch, das war eine wunderbare Sache.
Dieses Jahr ist eines der wenigen Jahre, in dem wir gemeinsam Ostern feiern. Egal ob jemand orthodox, orientalisch-orthodox oder katholisch, lutherisch oder westkirchlich ist - wir feiern gemeinsam. Das ist das Besondere in diesem Jahr, dass die Anderen nicht erst eine oder vier Wochen später dran sind. Die Äthiopier waren gestern zum Beispiel auch dabei. In diesem Jahr legen wir gemeinsam Zeugnis von diesem wichtigsten Fest im Jahr ab und werden alles gemeinsam feiern.
Es gab auch einige Pilger, keine Massen, aber es wurde schon sehr wahrgenommen. Es haben sich einige getraut, zu kommen. Auch wir sind im Kloster seit Ewigkeiten zum ersten Mal ausgebucht, durch Einzelpilger, nicht durch Gruppen. Die Menschen haben gesagt, 'Du sagst immer, kommt', und manche haben das ernst genommen. Deshalb kann ich es nur wiederholen: Kommt!
DOMRADIO.DE: Mit welchen Gefühlen gehen sie allgemein durch diese Karwoche?
Abt Nikodemus: Es fühlt sich an wie ein Hoffnungsbooster, wie ein Hoffnungsnährer. Natürlich sind dieser Krieg, der Konflikt, das Leid omnipräsent. Es tut gut, in dieser Woche innezuhalten und zu sagen, dass all das nicht das letzte Wort ist, oder das, was bleibt. Versöhnung ist möglich, Frieden ist möglich, Zukunft ist möglich. Davon kündet diese Woche.
Es gibt immer wieder Momente der Menschlichkeit. Ich habe mit einer Person gesprochen, die gestern ganz berührt war. Es war natürlich ganz viel Polizei und Militärpräsenz da - die Juden feiern parallel Pessach, also ist diese Woche sehr intensiv - und die gucken eher grimmig drein und sind schwer bewaffnet. Aber es gab einen Moment, wo ein paar der Polizisten auch gelächelt und positiv mit den Leuten interagiert haben. Das war ein Gefühl, wo eben nicht mehr das Abgrenzende im Raum stand, sondern eine Begegnung von Mensch zu Mensch. Das sind diese kurzen Momente, die man im Herzen bewahren muss, dass wir uns erst einmal als Mensch sehen und nicht in eine Kategorie einsperren. Da ist viel möglich.