Dr. Daniela Strigl

"Abgeschrieben kann das Leben nie werden"

Literaturwissenschaftlerin beschäftigt sich mit der Frage nach Fiktion in Biografien und Lebensbeschreibungen, welche in der Gesellschaft und der Wissenschaft sehr unterschiedlich wahrgenommen und bewertet werden.

Screenshot: Autobiografie von Meisner / © Herder (DR)
Screenshot: Autobiografie von Meisner / © Herder ( DR )

Die landläufige Auffassung von Biografie geht von einer historischen Realität, von verbürgten Daten und Fakten aus. Biografien sind eine beim Publikum beliebte, in der Wissenschaft jedoch als anrüchig betrachtete Gattung. Die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach bekundet bereits im 19. Jahrhundert ihre Skepsis gegen den Mimikry-Anspruch der Lebensbeschreibung. "Abgeschrieben kann das Leben nie werden. Dazu ist es zu reich", schreibt sie. Die Wiener Literaturwissenschaftlerin Daniela Strigl stellt dennoch fest, dass Biografinnen und Biografen auch heute noch genau das versuchen, nämlich das Leben abzuschreiben. Doch wer Lebensgeschichten rekonstruieren will, kommt nicht umhin, sie zu konstruieren. Umgekehrt wirkt die (auto)biografische Erzählung auf das Leben selbst zurück - Leben schreiben heißt auch prospektiv Leben erfinden.

Dr. Strigl hielt ihren Vortrag im Rahmen des 24. Philosophicum im September 2021 in Lech (Vorarlberg).


Mehr zum Thema