Keine Prozessionen zu Fronleichnam

"Aber Fronleichnam fällt nicht aus"

Fronleichnam mit den bunten Traditionen und Prozessionen wird in diesem Jahr deutlich eingeschränkter gefeiert. Der Kölner Stadtdechant über die Planungen und darüber, was ihm persönlich derzeit am meisten fehlt.

Symbolbild: Eine Monstranz und ein Kruzifix auf einer Prozession / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild: Eine Monstranz und ein Kruzifix auf einer Prozession / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Am 11. Juni ist Fronleichnam und das Erzbistum Köln hat jetzt entschieden: Die Prozession wird in diesem Jahr zum Schutz gegen die Ausbreitung von Corona nicht stattfinden. Wie sehr schmerzt Sie das?

Msgr. Robert Kleine (Stadtdechant Köln): Natürlich ist das ein großer Verlust für das kirchliche und das volkskirchliche Leben in unserer Stadt und in allen unseren Städten. Denn die Fronleichnamsprozession gehört zum Jahreskreis. Dass wir jetzt nach den Kar- und Ostertagen ein weiteres großes Fest in veränderter Form feiern müssen, das schmerzt natürlich.

Immerhin können wir es aber mit Gläubigen tun, in einer kleineren Zahl. Und wir werden hier und in den anderen Städten schauen, wie wir einen Freiluft-Gottesdienst feiern können. Aber die Prozession muss leider ausfallen, denn das ist ja so etwas wie ein Event, bei dem hier in Köln normalerweise mehrere hundert bis tausend Menschen mitgehen. Das ist unter den gegebenen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus im Augenblick nicht möglich. Da hoffen wir auf das nächste Jahr. Die Mühlheimer Gottestracht mit den Schiffen kann leider auch nicht stattfinden. Aber Fronleichnam wird nicht ausfallen.

DOMRADIO.DE: Welche Bedeutung hat die Fronleichnams-Prozession für die Gläubigen?

Kleine: Normalerweise kommen wir in der Heiligen Messe zusammen. Wir begegnen Christus im Sakrament des Altars, also in der Eucharistie, wir empfangen die Kommunion - all' das findet in den Kirchen statt.

Aber einmal im Jahr, an Fronleichnam, gehen wir mit dem Gottesdienst raus in die Öffentlichkeit und dann wird das Allerheiligste, also Jesus Christus selbst, durch die Straßen der Stadt getragen, damit der Segen Gottes die ganze Stadt erfüllen kann, alle, die hier leben, und alle, die uns hier besuchen.

Viele Menschen gehen mit, auch aus den unterschiedlichen muttersprachlichen Gemeinden. Zum Teil ist das etwas folkloristisch, mit eigenen Trachten und Fahnenabordnungen. Es ist eine positive Prozession, eine positive Bewegung, die für den Glauben eintritt und ihn feiert, nicht in der Kirche, sondern außerhalb.

DOMRADIO.DE: Und wo wird der Gottesdienst in diesem Jahr stattfinden?

Kleine: In den Dom dürfen derzeit nur 122 Menschen und es ist eine Tradition, dass Fronleichnam draußen gefeiert wird. Das ist ein Vorteil, weil das Virus an der frischen Luft nicht ganz so problematisch ist wie in geschlossenen Räumen und deswegen mehr Menschen am Gottesdienst teilnehmen dürfen.

Eine Möglichkeit ist der Roncalli-Platz an der Südseite des Kölner Domes, aber wir sind derzeit noch in Verhandlungen mit der Stadt. Wir werden dann Stühle mit dem nötigen Sicherheitsabstand aufstellen. Es gibt Zugangsbedingungen, man wird sich vorher anmelden müssen. Die Planungen dafür laufen.

Aber alles in allen wird das ein schönes Zeichen, wenn man in der Stadt mitbekommt: Da wird gefeiert. Das strahlt etwas aus, auch wenn nur mit kleiner Musik – Chöre sind ja auch nicht erlaubt – gefeiert wird und wir das über die Lautsprecher verbreiten.

DOMRADIO.DE: Auf Gesang und Chöre muss derzeit in den Gottesdiensten verzichtet werden, weil die Ansteckungsgefahr zu groß ist. Wie finden Sie das?

Kleine: Mir persönlich fehlt das sehr und das melden mir auch viele Gläubige zurück. Wir möchten gerne singen und gerade in der Oster- und in der Pfingstzeit haben wir so wunderschöne Lieder. Dass da immer nur vorgesungen werden kann bzw. die Gotteslob-Lieder ganz verschwinden, ist schon traurig. Wir haben natürlich die Möglichkeit, dass Ensembles oder ein Kantor singen. Aber ich glaube, irgendwie juckt es jeden, man möchte am liebsten mitsingen.

Aber wir wissen ja, dass es nötig ist, dass wir uns zurückhalten und wir freuen uns auf den Tag, an dem wir wieder voller Kraft miteinander das "Halleluja" singen können.

DOMRADIO.DE: Was fehlt Ihnen derzeit persönlich am meisten in dieser Corona-Krise?

Kleine: Der direkte Kontakt: Dass ich meine Freunde und meine Familie mal wieder in den Arm nehmen kann. Und ich hätte mich gerne jetzt nach Ostern irgendwo hingesetzt und ein Bier oder einen Wein getrunken. Das alles ist zwar wieder möglich, aber es wäre ein merkwürdiges Gefühl. Ich weiß noch nicht, wann ich wieder in ein Restaurant gehen werde. Sicherlich, um zu unterstützen, aber im Augenblick fehlt mir die Atmosphäre, weil die Einschränkungen noch so groß sind. Ich wünsche mir sehr, dass wir bald wieder gelassen feiern können - vor allem, dass wir Gottesdienste wieder freudig und gelassen feiern können.

Das Interview führte Ina Rottscheidt. 


Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine / © Beatrice Tomasetti (DR)
Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
Mehr zum Thema