72-Stunden-Aktion bewirkt auch in Düsseldorf viel Gutes

Schon Vierjährige haben mitgemacht

Müllsammeln, in der Suppenküche helfen oder einen Lehmofen bauen: Bei der 72-Stunden-Aktion in Düsseldorf haben viele Gruppierungen mitgemacht, auch die Jüngsten waren aktiv. Tim Koch vom BDKJ zieht für die Landeshauptstadt Bilanz.

Logo der 72-Stunden-Aktion / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo der 72-Stunden-Aktion / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Drei Tage - 72 Stunden - waren reserviert für soziale Projekt, also zum Beispiel Spielplätze bauen, Jugendzentren aufhübschen, die Natur vom Müll befreien. Was haben die Düsseldorfer Gruppen denn für Projekte umgesetzt? 

Tim Koch, Jugendbildungsreferent beim BDKJ, Stadtverband Düsseldorf / © Bund der Deutschen Katholischen Jugend, Stadtverband Düsseldorf
Tim Koch, Jugendbildungsreferent beim BDKJ, Stadtverband Düsseldorf / © Bund der Deutschen Katholischen Jugend, Stadtverband Düsseldorf

Tim Koch (Jugendbildungsreferent beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend / BDKJ, Stadtverband Düsseldorf): In Düsseldorf gab es neun Aktionsgruppen und die haben ganz verschiedene Sachen gemacht. Das lief von Müllsammelaktionen in den Stadtteilen über die Versorgung der Armenküchen mit verschiedenen Projekten. Da wurde für die Besucherinnen und Besucher der Suppenküche gegrillt und für die Armenküchen in der Altstadt Kuchen gebacken.

Dann wurde eine Baumpatenschaft übernommen, es wurde ein Lehm-Backofen gebaut. Oder eine Gruppe hat Graffitis und Stencils gemacht und sich so mit politischen Themen auseinandergesetzt. Also, es gab eine ganze Bandbreite an Aktionen. 

Tim Koch

"Es gab eine ganze Bandbreite an Aktionen."

DOMRADIO.DE: Noch einmal zur Müllsammelaktion. Da waren schon die Jüngsten mit am Start, oder? 

Koch: Ja, genau, wir hatten da einen DPSG-Stamm dabei, das sind die Pfadfinder. Deren jüngste Gruppe heißt "Die Biber". Die fangen schon mit vier Jahren an. Da waren dann tatsächlich vier- bis 6-jährige in ihrem Stadtteil unterwegs und haben Müll gesammelt und waren super aktiv und haben sich super gefreut. 

DOMRADIO.DE: Gab es auch Unterstützung von den Menschen, die das in der Stadt beobachtet haben, was da so passiert ist? 

Koch: Ja, es gab sehr viel Unterstützung. Wir sind beim BDKJ ein bisschen für die Koordinierung zuständig und hatten auch ganz viele Kooperationsgespräche mit Organisationen, die in der Stadt verteilt sind.

Es war aber auch ganz toll, dass von Politik und Kirche wichtige Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger dabei waren, die die Gruppen besucht haben. Zum Beispiel war Mona Neubaur, die stellvertretende Ministerpräsidentin, da. Das hat uns sehr gefreut. Und auch der Diözesanjugendseelsorger Tobias Schwaderlapp war da. 

DOMRADIO.DE: Sie haben es eben schon gesagt, Jugendliche haben zum Beispiel mit einer Suppenküche für Obdachlose zusammengearbeitet. Da gab es dann unter anderem auch Hilfe für die, die sonst immer parat stehen und helfen, also für die Mitarbeitenden?

Koch: Genau. Ich finde es auch ein wichtiges Zeichen, für diejenigen da zu sein, die tagtäglich ehrenamtlich unterwegs sind und wichtige Arbeit leisten. Die wurden dann einen Abend lang "begrillt". Da durften dann aber auch die "normalen" Besucher der Suppenküche dazukommen und alle haben zusammen gegessen. 

Tim Koch

"Das ist ein wichtiges Zeichen für diejenigen da zu sein, die tagtäglich ehrenamtlich unterwegs sind."

Die gleiche Gruppe, das war die KJG, die katholische junge Gemeinde, hat auch noch ein Hochbeet für die Suppenküche gebaut, sodass die auch eigenes Gemüse und Kräuter und ähnliches anpflanzen kann. 

DOMRADIO.DE: Das Wetter war nicht das Beste an den vergangenen drei Tagen, besonders am Freitag mit viel Regen. Wie sind die Kinder und Jugendlichen mit diesem Wetter zurecht gekommen? War die Stimmung trotzdem gut? 

Koch: Die Stimmung war tatsächlich super, obwohl das Wetter wirklich grausig war. Aber wir haben jede Gruppe in Düsseldorf besucht und überall konnten wir ganz viele motivierte junge Menschen sehen, die trotz des Wetters draußen unterwegs waren und ganz viel geleistet haben. Das war wirklich beeindruckend. 

Tim Koch

"Überall konnten wir ganz viele motivierte junge Menschen sehen, die trotz des Wetters draußen unterwegs waren und ganz viel geleistet haben." 

DOMRADIO.DE: Das heißt also, auch die Outdoorprojekte konnten trotz des Wetters so durchgezogen werden wie geplant?

Koch: Ja, alle haben sich ein Regencape übergeworfen und haben die Arbeit trotzdem gemacht. 

DOMRADIO.DE: Nach fünf Jahren war das jetzt wieder eine 72-Stunden-Aktion. Aus verschiedenen Gründen gab es eine relativ lange Pause. Müsste der Abstand zwischen solchen Aktionen nicht kürzer sein? 

Auch der Stadtverband Düsseldorf war an der 72-Stunden-Woche beteiligt. / © Bund der Deutschen Katholischen Jugend, Stadtverband Düsseldorf
Auch der Stadtverband Düsseldorf war an der 72-Stunden-Woche beteiligt. / © Bund der Deutschen Katholischen Jugend, Stadtverband Düsseldorf

Koch: Ich würde sagen: Ja und nein. Auf der einen Seite sind jetzt ganz viele neue Netzwerke entstanden. Es gibt die Hoffnung, dass die bestehen bleiben oder dass die Gruppen ihre Projekte vielleicht noch weiterführen. Da wäre ein kürzerer Turnus natürlich gut. 

Auf der anderen Seite muss man auch sagen, dass auf bundesweiter Ebene im Hintergrund jede Menge Vorbereitungsmaßnahmen stattfinden. Da steckt viel Arbeit dahinter. Deswegen ist vielleicht ein bisschen Pause dazwischen auch ganz gut. 

DOMRADIO.DE: Wie geht es denn mit diesen Projekten jetzt weiter? 

Koch: Bei einigen Gruppen hat sich das schon herauskristallisiert, dass die auch in Zukunft noch weiter zusammenarbeiten werden. Eine Pfadfindergruppe hat beispielsweise einen Lehm-Backofen in einer Landschaftspflegestation gebaut. Der muss noch durchtrocknen.

Die haben sich schon für den Sommer verabredet, um den auszuprobieren. Dann kann man sich auch vor Ort die Landschaftspflege noch mal genauer anschauen. Das war bei dem Wetter einfach gar nicht möglich. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Quelle:
DR