40 Jahre nach Skandal um Hitler-Tagebücher

Mahnung zu Sorgfalt

Vierzig Jahre nach dem Skandal um den "Stern" und die angeblichen Tagebücher von Adolf Hitler mahnen Vertreter von Journalistenverbänden zu Sorgfalt im Umgang mit Informationen. Auch Künstliche Intelligenz sei eine Herausforderung.

Fake-News / © Monster Ztudio (shutterstock)

"In einem rasant beschleunigten und durch die Digitalisierung auch massiv erweiterten Medienkosmos" sei die Gefahr groß, Fake News aufzusitzen, sagte der Vorsitzende der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP), Joachim Frank, in einem vom KNA Mediendienst veröffentlichten Interview.

Zu den Faktoren, die dazu betragen, zählen für Frank "der Ehrgeiz von Personen und Redaktionen, das Gieren nach dem Scoop, der Ausfall von Sicherungssystemen und natürlich auch eine genialische, aber - im weiteren Sinne - kriminelle Energie bei der Errichtung einer täuschend echt wirkenden Scheinwelt." Das verbinde im Übrigen den Skandal um die Hitler-Tagebücher beispielsweise mit den erfundenen "Spiegel"-Reportagen eines Claas Relotius.

Der Relotius-Skandal

Anders als im Relotius-Skandal sei bei den von Konad Kujau verfassten "Hitler-Tagebüchern" eine ideologisch-geschichtspolitische Stoßrichtung hinzugekommen, ergänzte Frank: "Die Durchsetzung von Kujaus Fälschung als authentische historische Quelle hätte zu einer Weichzeichnung des Hitler-Bilds beitragen und damit womöglich zu einer milderen Beurteilung der persönlichen und politischen Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus führen können."

Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Frank Überall, sagte dem KNA Mediendienst: "In beiden Fällen gab es strukturelle Defizite, die sich die Fälscher zunutze machten." Innerhalb der Redaktionen von "Stern" und "Spiegel" habe die Aufsicht versagt, "waren menschliche Eitelkeiten zu einem Zeitpunkt tonangebend, als eigentlich kühle Köpfe gefragt waren".

Umgang mit Künstlicher Intelligenz

Mit den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz erwüchsen der Branche neue Herausforderungen - sowohl im Guten wie im Schlechten, und damit auch im Kampf gegen Fake News, sagten Frank und Überall. In den Redaktionen müsse deswegen die Kompetenz im Umgang mit Programmen wie ChatGPT dringend ausgebaut werden.

"Der Qualitätsjournalismus sollte, vielmehr muss zunächst Antworten auf die Frage finden, in welchen Bereichen Künstliche Intelligenz den Journalismus bereichern kann", betonte Überall. "Bevor es diese Antworten nicht gibt, darf KI nicht Teil des redaktionellen Alltags werden. Wir dürfen nicht den Fehler begehen, blauäugig ChatGPT und andere einzusetzen und uns dafür auf die Schultern zu klopfen. Wenn Künstliche Intelligenz erst mal Teil des Journalismus geworden ist, können wir diese Entwicklung nicht mehr zurückdrehen."

Quelle:
KNA
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