150. Geburtstag von Mohandas Karamchand "Mahatma" Ghandi

Seine Idee lebt weiter

Spricht man von den ganz großen Persönlichkeiten, die Menschen fasziniert haben und noch immer faszinieren, darf einer nicht fehlen: der indische Widerstandskämpfer "Mahatma" Gandhi. Er galt als "Apostel der Gewaltlosigkeit".

Ghandi-Statue in London / © Andrea Izzotti (shutterstock)
Ghandi-Statue in London / © Andrea Izzotti ( shutterstock )

"Nichts auf der Welt ist so kraftvoll wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist", lautet ein Ausspruch von Victor Hugo. Für die Inder war in den 1940er Jahren die Zeit gekommen, sich von der britischen Kolonialherrschaft zu befreien. Mohandas Karamchand Gandhi führte sie 1947 in die Unabhängigkeit - mit völlig gewaltfreien Mitteln.

Vom Waffengebrauch hielt der unscheinbare Inder mit dem einfachen Lendentuch nichts, für ihn war sie ein "Symbol der Hilflosigkeit". Stattdessen begegnete der gläubige Hindu den britischen Besatzern im Geist der Liebe und der Gewaltlosigkeit. Mit beispiellosem Erfolg.

Ghandi als Fürsprecher indischer Einwanderer in Südafrika

Dabei deutet im Leben des am 2. Oktober 1869 geborenen Gandhi zunächst nichts auf seine außergewöhnlichen politischen Fähigkeiten hin. Aufgewachsen in einem frommen Elternhaus spricht den jungen Gandhi der Jainismus mit seinen Geboten der Gewaltlosigkeit und der Achtung aller Lebewesen an. Er liest das indische Weisheitsbuch, die Bhagavadgita, und die Bibel mit der Bergpredigt. Später studiert er Henry David Thoreaus Buch "Ziviler Ungehorsam".

1893 geht er als Rechtsbeistand einer indischen Firma nach Südafrika. Gandhi entdeckt die eigentliche Aufgabe des Anwalts, streitende Parteien wieder zusammenzubringen. Er avanciert zum Fürsprecher der unterdrückten indischen Einwanderer in Südafrika.

"Apostel der Gewaltlosigkeit" wird selbst Opfer

Die Verhältnisse in Indien führen dazu, dass Gandhi auch in seiner Heimat politisch aktiv wird. Dort strebt er die Gleichstellung der 319 Millionen Inder im britischen Weltreich an. Gandhi führt - mit einer eigenen Mischung von demütiger Sanftheit, unbeugsamer Entschlossenheit und klarer politischer Logik - die Widerstandsbewegung gegen die Briten mit immer breiterer Unterstützung der Inder an. Die britische Regierung steht der friedlichen Revolution völlig ratlos gegenüber, selbst Masseninhaftierungen bleiben wirkungslos.

Am 15. August 1947 wird Indien unabhängig - allerdings als geteiltes Land: Fünf Millionen Sikhs und Hindus müssen nun die pakistanische Hälfte des Pandschab verlassen, über fünf Millionen Muslime befinden sich noch in der indischen Hälfte. Bei der einsetzenden Fluchtbewegung fallen Hindus und Muslime übereinander her, was Gandhi, den "Vater der indischen Nation", zutiefst deprimiert. Am 30. Januar 1948 wird der "Apostel der Gewaltlosigkeit" selbst Opfer enthemmter Gewalt: 78-jährig wird er vo einem fanatischen Anhänger einer nationalistischen Hinduorganisation erschossen.

Ghandis Ideale anscheinend keinen Wert mehr in seiner Heimat

Heute scheinen in Gandhis Heimat dessen Ideale nicht mehr viel wert zu sein. Indien erlebt derzeit den größten gesellschaftlichen und politischen Umbruch seiner Geschichte seit der Unabhängigkeit. Hindu-Nationalisten streben einen hinduistischen Gottesstaat an; Aggressionen gegen religiöse Minderheiten nehmen zu.

In der westlichen Welt dagegen wird Gandhi, dem der indische Dichter Rabindranath Tagore 1915 den hinduistischen Ehrentitel "Mahatma" - "Große Seele" - verliehen hat, als eine Art moderner Heiliger verehrt. Erinnerungsstücke erzielen Rekordpreise. So kamen 2009 in New York Gandhis Brille, eine Taschenuhr, Sandalen sowie weitere Memorabilien für knapp 1,5 Millionen Euro unter den Hammer. Ein Stück Grasnarbe von dem Ort, an dem Gandhi erschossen wurde, wurde 2012 für umgerechnet rund 11.200 Euro versteigert.

Gandhis  Methoden von "Fridays for Future"-Bewegung genutzt

Gandhis gewaltfreie Methoden zivilen Ungehorsams werden heute auch von der "Fridays for Future"-Bewegung genutzt. Klimaaktivistin Greta Thunberg startete vor einem Jahr mit einem Sitzstreik ihren Protest für mehr Klimaschutz; in diesem Sommer ließen sich junge Umweltaktivisten der Bewegung in einem Camp im Elsass auch in Techniken des gewaltfreien Widerstandes ausbilden.

Der Hamburger Medienwissenschaftler Volker Lilienthal hat Thunberg jüngst sogar zu einer ähnlichen Ikone erklärt wie den indischen Freiheitskämpfer. Auch sie sei "eine Anführerin hin zu einem als richtig und notwendig erkannten Ziel", erklärt er. Beide seien "Lichtgestalten mit weiter Ausstrahlung und großem Einfluss". Sowohl Gandhis wie Thunbergs ethisches Handeln sei "zum Vorbild für andere geworden".


Gemeinsam auf der Suche nach Frieden / © Franz 12 (shutterstock)
Gemeinsam auf der Suche nach Frieden / © Franz 12 ( shutterstock )
Quelle:
KNA