13. Wochenbericht

Aufbruch und Neuanfang

Schon seit Tagen will ich den nächsten Bericht schreiben, aber irgendwie fehlte es noch am "richtigen Packan", wollten erst Worte gefunden werden…

Autor/in:
Sr. Emmanuela
Amaryllis  / © Sr. Emmanuela (privat)
Amaryllis / © Sr. Emmanuela ( privat )

Keine Frage: Der Jahreswechsel lädt ein, einen größeren Bogen zu spannen als nur über eine Woche. 

Natürlich haben wir das auch schon in der ersten Angermunder Chronik getan, aber das war eher die Perspektive von außen oder besser auf äußere Ereignisse. In diesen Tagen „Zwischen den Jahren“ hat mich eher die Innenseite, der persönliche Rückblick, beschäftigt…

Was für ein Jahr war 2022! Letztes Jahr um diese Zeit waren wir gerade mit der Booster-Impfung angesichts der beginnenden Omikron-Welle beschäftigt, von der noch niemand wusste, wie gefährlich sie wird… Aber wir wussten bereits: Ein Jahr des Aufbruchs und des Neuanfangs liegt vor uns, aber auch ein Jahr des Abschiednehmens und Loslassens. Das gehört ja immer zusammen. Und nun, ein Jahr später, ist vieles davon tatsächlich geschehen, konkret Wirklichkeit, ja teilweise sogar bereits Alltag geworden. 2 ½ Jahre nach der ersten Anfrage, dem ersten Gedanken daran sind wir nun wirklich hier in Angermund, haben wir hier eine kleine (Teil)-Kommunität, die bereits ein volles monastisches Leben lebt… Wir sind tatsächlich aufgebrochen, haben neu angefangen.

Es ist gut und richtig, jetzt hier zu sein…

Und natürlich habe ich mich auch gefragt: Gäbe es etwas, wo ich die Zeit gerne zurückdrehen möchte? Gerne nochmal anfangen oder gar etwas zurücknehmen möchte? Ehrlich gesagt, nein. Damit es da kein Missverständnis gibt: Was vorher war, ist jeden Moment kostbar gewesen. Ich war gerne 12 Jahre Priorin in Köln, bin unendlich dankbar für den gemeinsamen Weg und alles Wachstum, was ich in dieser Zeit erleben und begleiten durfte. Und jede Einzelne liegt mir sehr am Herzen. Dennoch: Die Entscheidung war richtig. Es ist gut und richtig, jetzt hier zu sein…

Warum, frage ich mich? Warum ist das so? Unser Leben hier fordert vollen Einsatz. Wir arbeiten sehr viel. Es ist anstrengend, fordert uns auch oft genug bis an die Grenzen unserer Möglichkeiten heraus. Was macht es also der Mühe wert? Ja mehr noch, was gibt die Energie und die Freude? Da wird jede von uns ihre eigene Antwort, ihre eigenen Worte haben…

Was uns aber alle verbindet und worüber wir immer wieder sprechen, ist die starke geistliche Resonanz, die wir hier erfahren und die uns hier entgegenkommt im spirituellen Durst und der Gottsuche überraschend vieler Menschen. Die Christmette war für mich wieder so ein Moment, aber auch Silvester als ich nach dem Küchendienst um 11.30 Uhr eben noch in die Kirche huschte zur Mittagsmesse und diese so voll wie am Sonntag vorfand – an einem Samstagmittag…

Das ist für mich der tiefste Sinn eines monastischen Klosters: Die Quelle zu hüten, sie offen zu halten, für uns selbst und für alle. Mit allen auf dem Weg der Gottsuche zu sein und zu bleiben…

Gerade eben habe ich für die Vigillesung morgen für Sr. Rafael, die diese Lesungen mit viel Liebe und geistlicher Tiefe aussucht, den berühmten Text von Karl Rahner zu Epiphanie ausgedruckt:

"Lasst auch uns auf die abenteuerliche Reise des Herzens zu Gott gehen! Lasst uns laufen! Lasst uns vergessen, was hinter uns liegt. Es ist noch alles Zukunft. Es sind noch alle Möglichkeiten des Lebens offen, weil wir Gott noch finden, noch mehr finden können. Nichts ist vorbei und dem verloren, der Gott entgegenläuft, dessen kleinste Wirklichkeit größer ist als unsere kühnsten Illusionen (…) Der Stern ist da und leuchtet. (…) Auch die Sehnsucht nach Freiheit des inneren Menschen, nach Güte, nach Seligkeit, auch das Bedauern, ein schwacher Mensch zu sein, ist ein Stern. Warum schiebst du selbst die Wolken vor den Stern? (…)? Gib die Abwehr auf: (…) Brich auf, mein Herz, und wandre! Es leuchtet der Stern. Viel kannst du nicht mitnehmen auf den Weg. Und viel geht dir unterwegs verloren. Lass es fahren. Gold der Liebe, Weihrauch der Sehnsucht, Myrrhe der Schmerzen hast du ja bei dir. Er wird sie annehmen. Und wir werden finden." 

(aus: Karl Rahner, Großes Kirchenjahr)

Ich finde, Epiphanie ist ein großartiges Fest!

Hier geht es zum Logbuch!

Quelle:
DR