Am 9. November findet im Kölner Dom die Eröffnung der diesjährigen Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerkes statt. Diaspora ist griechisch und bedeutet übersetzt "Zerstreuung". Der Begriff meint die Situation, als Minderheit verstreut in einer Mehrheitsgesellschaft zu leben, oft in einer Gesellschaft, die eine andere Kultur und die einen anderen oder auch gar keinen Glauben hat.
In Europa und in Deutschland werden wir alle mehr und mehr zu solchen Diaspora-Christen. Der Anteil von Katholiken an der Gesamtbevölkerung ist auch bei uns im ehemals "katholischen Rheinland" vielerorts sehr klein geworden. Die Erfahrung, dass die Kirche klein ist und wohl noch kleiner werden wird, kann entmutigend sein. Da ist es gut und wichtig, sich gegenseitig im Glauben zu stärken.
Die diesjährige Diaspora-Aktion lädt unter dem Leitwort "Stärke, was dich trägt" genau dazu ein. Eine Stärkung kann es sein, den Blick zu weiten und auf die Weltkirche zu schauen. Anders als bei uns wächst die Katholische Kirche in vielen Gegenden der Welt. Es entstehen vor allem in Afrika und Asien neue Gemeinden und Schulen. Andere weitere Bildungseinrichtungen werden gebaut. Vielerorts gibt es ein lebendiges und von Aufbrüchen geprägtes Glaubensleben. Aber auch bei uns in Europa gibt es solche Aufbrüche.
Zum Beispiel hat Frankreich im vergangenen Jahr einen neuen Höchstsand bei den Erwachsenentaufen erreicht. Auch bei uns im Erzbistum Köln entstehen neue Gemeinden, engagieren sich Menschen in ihren Kirchengemeinden und immer wieder gibt es neue Angebote im Bildungsbereich, in der Caritas und in der Seelsorge in den Gemeinden. "Stärke, was Dich trägt" – gerade, wenn wir als Diaspora-Gemeinden immer enger zusammenrücken.
Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln