Wochenkommentar: Sexualisierte Gewalt in der Kirche

Bilanz des Schreckens

"Sorry, wir haben das damals nicht im Blick gehabt!" Überall das gleiche erschütternde, traurige Bild. Ob das gerade veröffentlichte Münchner Gutachten, das den jahrzehntelangen kirchlichen Missbrauch und diverse Verfehlungen der Münchner Erzbischöfe auf den Punkt bringt – oder der Hamburger Erzbischof im Zeugenstand eines Missbrauchsprozesses aussagt. Ob in München, Köln, Aachen, Münster, Hildesheim oder Hamburg…  oder Rom. Hohe und höchste kirchliche Verantwortliche haben versagt. Total versagt! Sie hatten die Betroffenen, die Opfer sexualisierter Gewalt gar nicht oder zu wenig im Blick. Ihr Augenmerk galt zuerst dem Ansehen der Kirche. Nicht die Betroffenen wurden geschützt, sondern primär die Institution, die in ihrer Heiligkeit nicht beschmutzt werden sollte. 

Dieses nicht nur bischöfliche Fehlverhalten war und ist nach den eigenen Maßstäben eine schwere Sünde. Ein "Sorry, hatten wir nicht im Blick!" hilft da nicht. Jesus Christus hat schon vor 2000 Jahren Klartext gesprochen: Er stellte ein Kind in den Mittelpunkt. "Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Leid antut, für den wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er in den Tiefen des Meers versenkt würde!" (Mt 18,6). An diesem Jesu-Wort kommt keiner vorbei. Da helfen keine Gutachten. Es gilt endlich die systemischer Ursachen zu verändern. Es gilt endlich auch persönliche Verantwortung zu übernehmen. Für eigenes Versagen und institutionelles Versagen – für die Bilanz des Schreckens.

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