Wochenimpuls: Schönen Sonntag sagt Susanne

Die drei Siebe

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Eine Geschichte sagt oft auch mehr als lange Erklärungen. Eine solche Geschichte ist die folgende, die schon ein paar Jahre alt ist, aber trotzdem ganz aktuell. Sie spielt im alten Griechenland.

Eines Tages kam ein Bekannter zum griechischen Philosophen Sokrates gelaufen. "Höre, Sokrates, ich muss dir berichten, wie dein Freund ..."
"Halt ein" unterbrach ihn der Philosoph. "Hast du das, was du mir sagen willst, durch drei Siebe gesiebt?"
"Drei Siebe? Welche?" fragte der andere verwundert.
"Ja! Drei Siebe! Das erste ist das Sieb der Wahrheit. Hast du das, was du mir berichten willst, geprüft, ob es auch wahr ist?"
"Nein, ich hörte es erzählen, und ..."
"Nun, so hast du sicher mit dem zweiten Sieb, dem Sieb der Güte, geprüft. Ist das, was du mir erzählen willst - wenn es schon nicht wahr ist - wenigstens gut?"
Der andere zögerte. "Nein, das ist es eigentlich nicht. Im Gegenteil ..."
"Nun", unterbrach ihn Sokrates. "so wollen wir noch das dritte Sieb nehmen und uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so zu erregen scheint."
"Notwendig gerade nicht ..."
"Also", lächelte der Weise, "wenn das, was du mir eben sagen wolltest, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste weder dich noch mich damit."

Da ist was dran, finde ich. Also, ich werde mir diese drei Siebe mit in die neue Woche nehmen. Ist es notwendig, davon zu erzählen? Entspricht es der Wahrheit? Führt es zu was Gutem?

Mir fällt manches ein, wo ich innerlich mindestens einmal mit "Nein" antworte und darum schweigen kann. Aber mir fällt auch einiges ein, was absolut wert ist, es zu erzählen, eben weil es – zumindest nach meinem Eindruck – wahr, notwendig und gut ist.

Schönen Sonntag Ihre Susanne Becker-Huberti

(Erstsendung am 11.09.2022)

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