Wochenimpuls: Schönen Sonntag, sagt Susanne

Ich habe die Farbe des Weizens gewonnen

Mehr Schmutz, mehr Arbeit, mehr Kosten – das sind nachvollziehbare Argumente gegen ein Haustier. Aber auch die Tatsache, dass das Tier meistens kürzer lebt als wir, wird manchmal als Grund genannt. "Ich war so traurig, als unser Hund damals gestorben ist. Das will ich nicht nochmal erleben. Darum will ich kein Haustier mehr haben." Wer selbst schon einmal um ein Haustier getrauert hat, weiß, wie sehr dessen Tod schmerzt.

Andererseits ist das Zusammenleben mit einer Katze, einem Hund oder einem anderen Tier für viele Menschen so bereichernd, dass ich es traurig finde, wenn sich jemand dagegen entscheidet, nochmal das Leben mit einem Tier zu teilen, weil sie oder er dann vielleicht auch nochmal um ein Tier trauern muss.

Im "Kleinen Prinzen" von Antoine Saint-Exupéry geht es auch um dieses Thema. Der kleine Prinz macht sich mit dem Fuchs vertraut, indem er ihn zähmt. Beim Abschied sind beide traurig.

Wäre es klüger, sich einander nicht vertraut zu machen? Warum überhaupt sollen wir lieben?

"Du wirst für mich einzigartig sein. Und ich werde für dich einzigartig sein in der ganzen Welt", sagt der Fuchs zum kleinen Prinzen. "Ich werde den Klang deiner Schritte von den anderen unterscheiden lernen. Alle anderen Schritte jagen mich in meinen Bau. Deine Schritte werden mich wie Musik aus meinem Bau herauslocken. Und dann schau! Siehst du dort die Weizenfelder? Ich esse kein Brot. Weizen ist für mich ohne Nutzen. Die Weizenfelder erinnern mich an nichts. Und das ist traurig! Aber du hast goldene Haare. Wie wunderbar es sein wird, wenn du mich gezähmt hast! Der goldene Weizen wird mich an dich erinnern. Und ich werde das Brausen des Windes durch den Weizen lieben." Als der Fuchs beim Abschied weint, meint der kleine Prinz, da sei er nun selbst schuld, er habe es ja so gewollt und somit nichts gewonnen. "Ich habe die Farbe des Weizens gewonnen", sagt der Fuchs.

Es tut verdammt weh, um ein Haustier zu trauern. Trotzdem, jeder vorher miteinander verbrachte Moment, all die gemeinsame Tage und Jahre waren es wert. Es war wertvolle Zeit, um Erinnerungen zu sammeln. Diese Erinnerungen bleiben uns, von ihnen zehren wir. "Die Erinnerung ist das Gedächtnis des Herzens" hat Antoine de Saint-Exupéry einmal treffend geschrieben.

Schönen Sonntag!

Ihre Susanne Becker-Huberti

Themen