Wochenimpuls: Schönen Sonntag sagt Susanne

Rohrbruch am Sonntag

Vergangenen Sonntag hatten wir kein fließendes Wasser. Rohrbrüche in der Nacht an drei Stellen der Straße. Bei uns und unseren Nachbarinnen und Nachbarn tropfte es nicht einmal mehr aus der Leitung. Schon nach ein paar Stunden stand ein Wagen mit Trinkwasser auf der Straße. Wir zogen los, zapften und waren dankbar für die schnelle Hilfe der Stadt Bonn. Leute der Stadtwerke arbeiteten den ganzen Sonntag lang eifrig, baggerten die Straße auf, suchten nach den kaputten Stellen und reparierten. Als es abends dunkel wurde, waren sie noch immer dran.

Die Einschränkung für uns war unterm Strich relativ gering. Kein Duschen, keine Klospülung, kein Geschirr spülen. Durst leiden musste niemand. Und es war wirklich beeindruckend, wie flott die Unterstützung kam, obwohl ja Sonntag war. Und doch hat uns das den ganzen Tag über beschäftigt, unsere Pläne durchkreuzt und, ja, auch genervt.

In der folgenden Nacht konnte der Rohrbruch behoben werden. Am nächsten Morgen kam das Wasser, wie gewohnt, aus der Leitung. Wie gewohnt - und doch irgendwie auf wundersame Weise neu. Wie oft hören wir, dass es gut tut, sich über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen. Da haben wir uns nun plötzlich über die Toilettenspülung gefreut und über Wasser aus dem Hahn zum Gesicht waschen.

Als wir diese Woche die Bilder der grausamen Angriffe Russlands auf die Ukraine gesehen haben, als wir über die Lebensfreude einer krebskranken Bekannten gestaunt haben, bei diesen und anderen Gelegenheiten schrumpfte unser eintägiger Wasserentzug sofort zu einer Belanglosigkeit – zu Pillepalle. Und, Tatsache auch: Längst ist das Wasser wieder eine Selbstverständlichkeit geworden.

In der vergangenen Woche habe ich oft darüber nachgedacht, wie eindrücklich auf der einen Seite diese Freude über das wieder fließende Wasser war und wie schnell auf der anderen Seite solche Eindrücke auch wieder verblassen, wenn wir das zulassen. Klar, niemand kann jedes Mal beim Aufdrehen des Wasserhahns andächtig ein Dankgebet sprechen. Aber wir können uns schon solche Erlebnisse wie "einen Tag ohne Wasser und die Freude, als es wieder lief" ein Stück weit bewahren.

Auch um wirkliche Einschränkungen und Sorgen einordnen zu können: Es hilft dabei, sich in Situationen und Bedürfnisse einfühlen zu können. Mir ist das bei dieser Gelegenheit deutlich geworden und Sie kennen vielleicht andere Gelegenheiten, bei denen es Ihnen auch so ging.

Schönen Sonntag!

Ihre Susanne Becker-Huberti

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