"Laib sucht Seele" habe ich gestern auf unserer Brötchentüte gelesen. Die Bäckerei sucht damit neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und deshalb ist bei "Laib sucht Seele" der Brotlaib gemeint. Eine nette Art, nach neuen Leuten zu suchen, finde ich. Mich haben die beiden Wörter Leib und Seele jedenfalls daraufhin den ganzen Tag begleitet.
Wenn Sie etwas sehr gerne machen, können Sie sagen, Sie sind "mit Leib und Seele" dabei. Mit Leib meinen Sie dabei dann natürlich nicht den Brotlaib, sondern Ihren Körper, den Leib mit e-i.
Unser Leib ist sichtbar. Die Seele nicht. Trotzdem sprechen wir oft von der Seele, reden uns manchmal sogar was von der Seele, haben unseren "Seelenfrieden" gefunden, kennen "eine gute Seele" oder sind mit jemandem "seelenverwandt". Die Seele fasziniert uns!
Gibt es sie denn wirklich? Obwohl sie noch nie jemand bei einer Operation gefunden hat? In der Philosophie und in der Religion ist die Seele fester Bestandteil. Wir Menschen sind körperliche Wesen, werden geboren, altern und sterben. Aber wir sind gleichzeitig mehr als nur körperliche Wesen. Wir sind Leib UND Seele, Materie und Geist, Physis und Psyche.
Dabei stehen Leib und Seele aber nicht nebeneinander oder einander gegenüber. Wir dürfen sie auch nicht gegeneinander ausspielen oder einen Part höher werten. Im Laufe der Geschichte ist im Christentum eine gewisse Leibfeindlichkeit entstanden. Zur biblischen Botschaft gehört die nicht. Denn Gott hat alles geschaffen, Leib und Seele.
Nach christlicher Vorstellung ist die Seele Gottes Geschenk für jeden neuen Menschen. Der Mensch hat aber nicht nur einen Leib, er ist Leib - ein beseelter Leib. Er fühlt, spürt, berührt, kommuniziert, liebt und lebt mit Leib und Seele.
Wie sehr Leib und Seele miteinander und ineinander verwoben sind, erleben wir auch in den Sakramenten: Der Körper wird mit Wasser übergossen, berührt, gesalbt und mit Brot gestärkt. Der Tod trennt schließlich Körper und Seele. Die Seele lebt weiter. Das glauben wir und den Glauben daran teilen wir mit vielen Religionsgemeinschaften.
Hinzu kommt für Christinnen und Christen die Botschaft der Auferstehung, die den Auferstehungsleib mit einschließt. Leib und Seele kommen also wieder zusammen. Der ganze Mensch ist dann bei Gott. Das ist der Kern, wenn wir von der Hoffnung auf das ewige Leben sprechen. Wie genau das sein wird? Eine spannende Frage.
Und noch was ist spannend: Was das alles für unser Leben hier auf Erden bedeutet. Mindestens, dass wir immer Leib und Seele beachten, schätzen, pflegen. Jeden Tag. Und sonntags besonders. Das wünsche ich Ihnen für heute.
Einen schönen Sonntag!
Ihre Susanne Becker-Huberti
