Wochenkommentar

Mein Freund, der Wald, ist tot

Der Wald brennt. Schlimmer als jemals zuvor im Amazonas. Die grüne Lunge der Welt ist ernsthaft bedroht. Der Wald stirbt, auch hier bei uns. Über Hunderttausend Hektar Waldfläche sind in Deutschland schon verloren. Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer haben unser Wälder flachgelegt. In meiner Studentenzeit wurden Klimaschützer, die vor dem Waldsterben warnten, noch als grüne Spinner belächelt. Wälder brannten schon in der Bibel. Flächendeckende Rodungen gab es auch schon in den Jahrhunderten vor uns. Niemals zuvor aber haben wir Menschen in so großem Stil unsere Wälder vernichtet. Es ist zu einfach, die Schuld dafür nur den Bolsonaros und Trumps dieser Welt in die Schuhe zu schieben. Verantwortlich sind wir alle. Wir, die wir bei Umweltverbrechen der Wirtschaft und Luftverschmutzung der Konzerne einfach nur weggesehen haben. Wir, die wir uns nicht stärker für die lebensnotwendigen politischen Veränderungen eingesetzt haben. Wir, die wir immer noch durch die Welt fliegen, weil wir uns es ja leisten können. Wir, die wir schon am Morgen mit unseren viel zu großen Autos bequem unsere kleinen Brötchen abholen. "Macht Euch die Erde untertan!" Dieser biblische Auftrag Jesu wurde auch von Kirchenverantwortlichen viel zu lange falsch ausgelegt und gelebt. Es ist daher gut, wenn uns Papst Franziskus gleich zu Beginn seiner Amtszeit in seiner Enzyklika "Laudato si" in drastischen Worten die christliche Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung vor Augen hält. Jetzt, wo brennende Wälder – tote Wälder – nicht mehr zu übersehen sind, müssen wir endlich umkehren. Umkehr zum Leben ist angesagt! Denn wo der Wald stirbt, stirbt früher oder später auch der Mensch.

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