Heute vor genau 20 Jahren, am 16. August 2005, lagen Licht und Schatten sehr nah beieinander. Bei uns in Köln eröffnete der erst kurz zuvor gewählte Papst Benedikt XVI. den 20. Weltjugendtag - Und in Taizé in Burgund in Frankreich wurde der Gründer der Gemeinschaft von Taizé und Initiator der dortigen ökumenischen Jugendtreffen, Frère Roger, von einer psychisch kranken Frau erstochen.
Während hier in Köln ein großartiges Fest mit Jugendlichen aus aller Welt begann, hielt Taizé geschockt von den Ereignissen inne.
Die ökumenischen Gebetstreffen in Taizé und die Weltjugendtage, die der hl. Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufen hat, antworten beide je auf ihre Weise auf eine doppelte Grundsehnsucht des Menschen: Die Sehnsucht danach, Gott zu erfahren und die Sehnsucht nach Gemeinschaft im Glauben.
Kaum jemand, der einmal in Taizé war oder an einem Weltjugendtag teilgenommen hat, wird jemals die tiefe Freude über den gemeinsam erlebten Glauben vergessen. Glauben und Gemeinschaft gehören eng zusammen.
Denn wir sind berufen zur Gemeinschaft der Kirche. Die Treffen in Taizé, die Weltjugendtage und viele weitere Treffen in aller Welt, zu denen Christinnen und Christen jeden Alters und jeder Herkunft zusammenkommen, stärken alle, die daran teilnehmen, mit ihrer überschäumenden Freude am Glauben an den lebendigen Gott. Die Sehnsucht nach Gott und nach Gemeinschaft trägt jeder im Herzen.
Sie gehören zu unserem Menschsein. Geben wir dieser Sehnsucht öfter nach! Dann wachsen - ganz automatisch - die Freude an der Gemeinschaft mit anderen und auch die Freude am Glauben.
Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln