Predigten

Kardinal Woelki im Pontifikalamt am Hochfest Allerheiligen

"Allerheiligen ist das Familienfest der Kirche", sagt Kardinal Rainer Maria Woelki in seiner Predigt im Pontifikalamt am Hochfest Allerheiligen. Mit der ganzen Kirche würden wir heute alle Heiligen feiern, die keine begnadete Ausnahme seien, sondern die sich im Leben ganz auf Gott verlassen und ihr Leben ganz Gott anvertraut hätten. Auch würden wir daran denken, dass jeder von uns heilig sein solle, könne und werden könne.

An Allerheiligen erinnerten wir uns daran, dass Christen eine große Schar an Fürsprechern habe. Menschen, die im Glauben Vorbild geworden seien. "Wir sind alle in der Lage so ein Vorbild zu entdecken, dass uns dann helfen kann versöhnlich in eine größere Gemeinschaft mit Gott hineinzukommen", so der Kölner Erzbischof.

Große Zahl an Heiligen

Tatsächlich gäbe es so viele Heilige, dass nicht alle im liturgischen Kalender der Kirche einen eigenen Tag hätten an dem seiner oder ihrer gedacht werde. So habe Papst Paul VI. im Jahr 1969 viele Heiligenfeste abgeschafft um Platz für neue Heilige zu schaffen, um ihrer gedenken zu können, sie zu feiern und uns ihr Leben und Glaubenszeugnis als Ermutigung und Stärkung für das eigene Leben vor Augen zu führen.

Im ersten Buch im Buch der geheimen Offenbarung sei die Rede von 144.000 Heiligen die aus allen Nationen, Völkern und Sprachen kämen. Diese apokalyptische Zahlensymbolik deute auf die Vollkommenheit und unzählbar große Zahl der Heiligen hin und zeige, dass auch noch Platz für uns alle sei.

Die zweite Lesung aus dem 1. Johannesbrief weise auf einen weiteren Grund hin alle Heiligen zu feiern und sich ihrer bewusst zu werden. "Seht wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat. Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es." Johannes erinnere uns daran, erklärt Kardinal Woelki, dass Heiligkeit nicht erst nach dem Tod anfange, sondern schon jetzt beginne. Sie habe mit Erwählung durch Gott zu tun. Darin liege auch der Ursprung der Heiligkeit: Gott liebt uns Menschen.

Kinder Gottes

Grundlage für unsere Heiligkeit sei dabei nicht die menschliche Leistung, die wir zu erbringen hätten, sonder ein Geschenk, eine Gnade und eine Gabe Gottes. Sie gründe in der großen Liebe, die uns der Vater geschenkt habe. Das Evangelium offenbare, dass Christus das Geheimnis unserer Existenz und unseres Wesens sei, seit wir aus dem Wasser und dem Heiligen Geist wiedergeboren wurden. Christus wolle damit in unserem Innersten, in unserer Seele in unserem Herzen aufgehen. Und von Innen her unser Wesen durchdringen, damit wir nicht über die Wahrheit unseres Lebens hinweg lebten, sondern aus Wahrheit unseres Lebens heraus und unser Leben annehmen und gestalten würden.

Christus wolle, dass wir nicht nur Kinder Gottes heißen, er wolle, dass wir es einholen. "Das kann nur geschehen, wenn wir dem Wort Gottes glauben und uns innerlich und äußerlich aufmachen in unserem Leben, Christus entgegen." Auch die Heiligen im Himmel würden uns dabei helfen, indem sie uns mit ihrem Vorbild ermutigten. Auch wenn wir oft nichts davon merken würden, warte Christus darauf uns von innen her zu ergreifen.

Glauben habe immer auch etwas mit sterben zu tun. Wenn wir uns Christus anvertrauten, dann nehme er das ernst, dann nehme er uns an, dann nehme er uns in sein Leben auf, so Woelki. So würden wir Christen nicht mehr bloß dem Namen nach, sondern in Wahrheit.

Taufe als Aufgangspunkt unserer Heiligkeit

Die Taufe sei gewissermaßen der Ausgangspunkt unserer Heiligkeit, unseres Weges hin zum Himmel und zu Gott, der auf uns warte. Und zu unserer Heiligung. Heilig im biblischen Sinne bedeute aber nicht nur erwählen, sondern vor allem auch aussondern, in Dienst nehmen. Heilig im neutestamentlichen Sinn seien diejenigen, die von Gott ausgesondert, berufen, einer Profanität entzogen worden seien, um ganz in der Gegenwart Gottes zu leben. Die Taufe sei dafür ein sichtbares, ein sakramentales Zeichen. Die Getauften, alle die zur Kirche gehörten, würden daher von den Anfängen der Kirche an als die Heiligen bezeichnet.

Wichtig sei sich dessen bewusst zu werden, dass wir diese Taufe in unser Leben hinein holen müssten, sie erleben und entdecken, erläutert der Kölner Erzbischof. Und dass, was da grundgelegt worden sei, jetzt durch unser Leben entfalten müssten, was wir schon längst geschenkhaft, gnadenhaft von Gott her seien. Was wir jedoch sein würden, sei damit laut dem Apostel noch nicht offenbart. Dass müsse sich im Leben entfalten.

Lebenslanger Weg

Dazu sei der Weg der Umkehr notwendig, sich dessen neu bewusst zu werden und zu erinnern, dass man von diesem Ursprung durch sein Reden, Tun und Leben oftmals abgewichen sei und nicht mehr im Einklang stehe. Dieser Weg unserer Wandlung, unserer immer erneuten Hinkehr zu unserem Ursprung, der Gott sei, sei ein Weg der ein Leben lang dauere. Der Weg fordere ein, das Leben nicht so einfach dahingehen zu lassen, es nicht einfach über uns ergehen zu lassen, den Alltag nicht einfach an uns vorbeiplätschern zu lassen, sondern sich dem Alltag zu stellen.

"Wenn wir so mit gläubigem Ohr in unsere Tagesarbeit und in Zufälle und große Vorkommnisse unseres Lebens hineinhorchen, dann werden wir ganz allmählich vernehmen was Gott uns damit bedeuten will. Es gibt keine Zufälle in unserem Leben, es gibt nur Fügungen", sagt Kardinal Woelki. Wir würden dabei auf ihn eingehen und ihm entgegengehen. Gott könnten wir nur aufnehmen, indem er uns aufnehme. Ganz und auf ewig könne das erst geschehen, wenn er unser Leben im Tod entgrenzt habe.

Abenteuer des christlichen Lebens

"Erst wenn wir ihn sehen wie er ist, wir in seinem Anblick versunken sind, werden wir wirklich sein was wir sind: Kinder Gottes, ihm ähnlich." Dann würden wir auf ewig teilhaben an ihm, an seiner Heiligkeit, an seinem dreifaltig göttlichen Leben, in das er uns für immer aufnehmen wolle. "Und wir werden glücklich, selig und glückselig sein, weil unser Leben in ihm vollendet ist", ergänzt Woelki.

Dies, nichts mehr und nichts weniger, sei das innere Abenteuer unseres Lebens als Christen. Zu dem jeder von uns erwählt und berufen sei. Und das uns schon jetzt in diesem Leben teilhaben lasse an Gottes Heiligkeit.

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