Wochenimpuls

Impuls der Woche von Kardinal Woelki - Vom Fasten

In diesem Jahr feiern wir seinen 800. Geburtstag. Dabei wissen die Historiker gar nicht so recht, wann genau er denn überhaupt geboren wurde. Nur wo: auf der Burg Roccasecca in der Nähe von Neapel. 

Richtig: Es handelt sich um den heiligen Thomas von Aquin, dessen Todestag wir gerade eben am 7. März begangen haben. Der Aquinate – wie er auch genannt wird – ist einer der bedeutendsten Theologen durch die Jahrhunderte hindurch. Ich hab mir gedacht: Schau doch mal jetzt zu Beginn der Fastenzeit, ob der uns nicht etwas zum Sinn des Fastens zu sagen hat. Und tatsächlich! 

Thomas meint, das Fasten habe einen dreifachen Sinn, nämlich um Buße zu tun für unsere Sünden, viel mehr aber noch um sich selbst und seinen Geist zu befreien von allen möglichen Anhänglichkeiten, vor allem aber um den Geist zu Gott zu erheben. Deshalb sei Fasten eine Tugend und – so Thomas: "Wenn jemand fasten will, dann ist in demselben Maße das Fasten gut, wie es wegen Gott geschieht". Fasten um Gottes willen.

Nicht um abzunehmen. Nicht um gesünder zu leben. Nicht für eine Traumfigur. Für ihn ist Fasten so etwas wie ein Geschenk an Gott, ein Zeichen, ein Ausdruck der Liebe zu Ihm. 
Übrigens wird an Sonntagen bei uns natürlich nicht gefastet. Schon seit dem 5. Jahrhundert sind die Sonntage der Fastenzeit als sog. "kleine Auferstehungstage" vom Fasten ausgenommen. Ich finde: Damit macht auch Gott uns ein Geschenk und nicht nur wir ihm. Und das inmitten der Fastenzeit. Ein wirklich menschenfreundlicher Gott unser Gott!

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln

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