Wochenimpuls: Impuls der Woche von Kardinal Woelki

Kardinal Frings hat Geburtstag

"Ich bin ein Boomer. Ich weiß nicht, ob ich alle Klischees erfülle, die uns Boomern, also den Kindern der geburtenstarken Jahrgänge, zugeschrieben werden. Ich gehöre aber dazu. 1956 wurde ich – quasi noch mitten in die Nachkriegszeit mit all ihren Schwierigkeiten – hineingeboren. Und davon gab es ja in der Tat einige. 

Als eine der großen Lichtgestalten jener Tage gilt der damalige Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings. Nächste Woche, am 6. Februar, hätte er seinen 137. Geburtstag feiern können. In vielerlei Hinsicht war er – jedenfalls wie ich finde – ein beeindruckender Mensch. Sein Aufstehen gegen den Nationalsozialismus. Die Predigt zum Fringsen. Seine Rolle – zusammen mit Joseph Ratzinger – später beim Konzil. 

Letztens ist mir noch einmal seine Biografie in die Hände gefallen. Gestolpert bin ich dabei über eine Randbemerkung. Eher beiläufig beschreibt er da, wie er – noch als Regens des Priesterseminars, welches damals oben in Bensberg gelegen war, da wo heute die Thomas-Morus-Akademie ist – ... wie er jede Woche von dort oben zu Fuß – wirklich zu Fuß – in die Stadt nach Köln gelaufen ist. Jede Woche! Wozu? Um zu beichten. 

Ich muss ehrlich gestehen: Ich hab mich irgendwie ertappt gefühlt. Beichten sicher, jede Woche … nun ja, ok, aber jede Woche diese Strecke zu Fuß da runter in die Stadt und wieder zurück, nur um zu beichten? Respekt. Irgendwie wirklich beeindruckend. 

Das Bußsakrament muss dem späteren Kardinal jedenfalls viel bedeutet haben und ihm wichtig gewesen sein, sonst hätte er sich mit Sicherheit nicht dieser Mühe unterzogen. Und für uns mit Blick auf die jetzt bald beginnende österliche Bußzeit ist das ja vielleicht Ansporn und Vorbild. 

Wie schön wäre es, wenn auch uns dieses Sakrament so viel bedeuten würde wie unserem früheren Erzbischof. Immerhin: Es geht um nichts weniger als um die Versöhnung mit Gott. Und dass Versöhnung wichtig ist und einen aufatmen und leben lässt, das wissen wir alle doch nur allzu gut aus unserem täglichen menschlichen Miteinander. 

Und was uns Menschen schon gut tut und uns leben lässt, das sollte doch schon lange auch für Gott gelten. Also: einfach mal probieren. Sie werden überrascht sein, wie gut Ihnen das tut.

Ihr Rainer Woelki, Erzbischof von Köln"

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