Wochenimpuls

Friedenskuss

"Guten Freunden gibt man ein Küsschen ... oder zwei ... oder drei" – wissen wir aus der Werbung. Dieser Werbe-Slogan hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel – und er funktioniert noch immer.

Küsse sind vielseitig: Freundschaft, Liebe und manches andere können sie ausdrücken.

Christinnen und Christen kennen auch den Judaskuss, mit dem Judas Jesus verrät. Dieser Kuss gilt als Symbol des Verrats. Er wirkt gerade deshalb so hart, weil er im krassen Widerspruch zu Freundschaft und Liebe steht.

Das Christentum kennt aber auch "heilige Küsse": "Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuss", schrieb Paulus an die Korinther. Gemeint war der Friedenskuss. Ein Mund-zu-Mund-Kuss während der Mahlfeier. Dieser Kuss sollte die vollständige Versöhnung zum Ausdruck bringen.

Christinnen und Christen gingen davon aus, dass jede und jeder einzelne durch den Kuss "geistbegabt" wurde. Bei einem rituellen Kuss im Gottesdienst teilte man den Geist miteinander. In einer Anrufung des Heiligen Geistes im Gottesdienst singen wir noch heute "Nun hauch uns Gottes Atem ein".

Die Erfahrung des Geistes ist also im Christentum kein rein geistiges Erlebnis, sondern etwas körperlich Spürbares: Sie hat eine sinnliche Seite. Besonders deutlich wird das im Psalm 85. In diesem alten Gebetslied wird die Vision einer perfekten Harmonie so beschrieben: "Gerechtigkeit und Friede sich".

Der Kuss als Teil des Gottesdienstes hielt sich allerdings nicht lange, nur bis etwa ins 4. Jahrhundert hinein. Der Kuss hat sich mit der Zeit in den Friedensgruß verwandelt, den wir heute kennen - und bei dem wir uns die Hand geben. Und das Küssen heben wir uns dann auf für andere, romantischere Momente. :-)

Schönen Sonntag!

Ihre Susanne Becker-Huberti

 

 

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