Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Kriegsnobelpreis für Pistorius!

So bitte nicht, Herr Verteidigungsminister! Erst denken, dann reden - das sollte auch für den Bundesminister der Verteidigung die Devise sein. "Wir müssen kriegstüchtig werden!", das hat Boris Pistorius in dieser Woche wirklich so im ZDF-Interview gesagt. Es brauche nach der langen Friedenszeit in der Gesellschaft einen Mentalitätswandel. Brauchen wir wirklich einen Wandel in unserem Denken? 

Es stimmt ja - wir haben bereits Krieg mitten in Europa - und nicht nur dort. Aber nach dem 2. Weltkrieg hat sich unsere Bundesrepublik bewusst für ein Verteidigungsministerium - und kein Kriegsministerium entscheiden. Gerade in bedrohlichen Zeiten erwarte ich von einem Bundesminister einen sorgfältigen Umgang mit seiner Sprache. Robert Habeck hat mit einer beeindruckenden Rede ganz aktuell gezeigt, wie es geht. 

Sprache ist immer verräterisch - sie zeigt unser Denken. Und wenn man es denken kann, spricht man es früher oder später auch aus, wird man es irgendwann vielleicht sogar tun. Gerade deshalb ist es notwendig, gerade in Kriegszeiten vom Frieden zu sprechen! "Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden. Lass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!" mahnt der Beter der biblischen Psalmen. (Ps 34,15)

Pistorius gibt anscheinend lieber den harten Hund. Mit seinem lauten Gebell mag er seine Beliebtheitswerte stärken. Dem Frieden dient er so nicht. Christlich ist seine Friedensbotschaft schon gar nicht. "Der Friede ist nicht alles, aber ohne Friede ist alles nichts!" Worte, die uns der SPD-Kanzler Willy Brandt ins Stammbuch geschrieben hat. Der wusste noch aus eigener Erfahrung, was Krieg wirklich bedeutet. Er bekam den Friedens- und nicht den Kriegsnobelpreis. Die unsägliche Rhetorik des SPD-Ministers Pistorius reicht bestenfalls für einen Revolverhelden.

Ingo Brüggenjürgen,

Chefredakteur

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