Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Dreckiges Kraut im Krieg

Die Wahrheit ist angeblich das erste Opfer in jedem Krieg. Ob in der Ukraine oder in Israel. Tod, Not und unvorstellbares Leid sind die ganz realen Opfer, die vor allem die Zivilbevölkerung treffen. Meist unvorbereitet und unschuldig. Im Gazastreifen kann man live zuschauen, wie der Krieg zu einer immer größeren humanitären Katastrophe führt. 

Helfen da Appelle? Gebete für den Frieden? Ich hoffe es – aber erst mal sprechen die Waffen. Mir macht eine Kerze, die ich für den Frieden anzünde, dennoch Mut. Denn ich bin mir ganz sicher: Dauerhafter Frieden lässt sich nirgendwo auf der Welt herbei bomben. Der Frieden kommt nicht durch Gewalt und nie von selbst. Krieg ist Menschenwerk. Nicht nur im Heiligen Land beherrscht man das Kriegshandwerk seit Jahrtausenden. Aber auch Frieden ist für uns Menschen möglich! Doch so unendlich viel schwerer als der Krieg. 

Deutsche und Franzosen haben es dennoch geschafft: Nach jahrhundertelanger Erzfeindschaft. "Sales Boches" – Dreckiges Kraut, so nannten die Franzosen die deutschen Soldaten im 2. Weltkrieg. In Deutschland kennt man hingegen das "Franzosenkraut" seit Napoleons Feldzug. Es lässt sich im Garten nicht ausrotten. Aber Hass und Feindschaft können überwunden werden. Die deutsch-französische Freundschaft zeigt, Frieden mit dem Nachbarn ist möglich. Aber erst wenn aus dem Feind ein Mensch wird. Ein Bruder – eine Schwester. Nicht nur Christen sollten das wissen.

Ingo Brüggenjürgen, Chefredakteur

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