Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Chefsache - was denn sonst?

Wer kämpft in Deutschland eigentlich für den Klimaschutz? Die Bilder der Klimakleber der selbsternannten "Letzten Generation" haben wir sofort im Kopf. Aber wenn es um eine Person, ein Gesicht geht, dann liegt Luisa Neubauer uneinholbar weit vorn. Die junge Klimaaktivistin wurde dementsprechend in dieser Woche eigens vom Papst eingeladen und empfangen. "Euch jungen Leuten gehört die Zukunft!" gab ihr der Papst ermutigend mit auf den Weg.

Hört, hört, möchte man da rufen - denn bekannterweise kümmern sich doch parallel gerade 364 Delegierte bei der Weltbischofssynode um die Zukunft. Aber Franziskus hat wohl erkannt, dass er die Zukunft der katholischen Kirche vergessen kann, wenn der Planet Erde keine Zukunft hat. Konsequenterweise hat er nach "Laudato Si" ein ergänzendes apostolisches Schreiben vorgelegt. Die ist noch eindringlicher, noch schärfer und stark an den wissenschaftlichen Fakten orientiert. So will Franziskus seiner Kirche und allen Menschen guten Willens Beine machen. Umweltschutz ist bei ihm seit 2015 längst Chefsache.

Davon kann die katholische Kirche in Deutschland nur träumen. Oder kennen Sie den deutschen Umweltbischof? Oder eine deutsche Ordensfrau, die in jeder Talkshow für die Bewahrung der Schöpfung trommelt? Zuständig für Umweltfragen ist in der Bischofskonferenz übrigens Bischof Rolf Lohmann. Ein rühriger Weihbischof für den Niederrhein. Auf der Internetseite des Bistums Münster findet sich in seiner langen Vita und Aufgabenliste nicht einmal ein einziger kleiner Verweis auf seine Zuständigkeit für den Umweltschutz. Innerhalb der Bischofskonferenz gibt es auch nur eine kleine Arbeitsgruppe für ökologische Fragen, die Lohmann leiten darf. Vielleicht sollten sich die deutschen Bischöfe hier doch besser am Klima-Papst orientieren.

Laudato Si! Laudate Deum! Oder noch besser direkt an Luisa Neubauer. Nach ihrem Empfang beim Heiligen Vater parlierte sie vor der internationalen Presse im Vatikan auf deutsch und englisch vor jeder Kamera. Kämpfte gewohnt engagiert und sympathisch für die Bewahrung der Schöpfung. So geht Frohe Botschaft heute! 

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur

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