Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Christen haben keine Alternative

"Selbstverliebte, nationalradikale Sprücheklopfer, die nationale Alleingänge planen und zwar viel vom Volk reden, ihm aber letztlich nicht dienen wollen, sind für mich keine Alternative – nicht für Deutschland und nicht für Europa." Starke Worte – vier Jahre alt. Aber die Worte von Kardinal Woelki sind angesichts der aktuellen Debatte um das Erstarken der AfD heute genau so aktuell wie damals. Kirche und AfD, das Thema erhitzt immer wieder die Gemüter. So warnte in dieser Woche der Essener Bischof Overbeck vor den "neuen Rechtsparteien". Die Präsidentin der katholischen Laien, Irme Stetter-Karp, forderte gar, dass es keinen Platz für AfD-Mitglieder in kirchlichen Ämtern geben solle. 

Sie wollen bei der nächsten Wahl trotzdem die AfD wählen? Das ist Ihr gutes Recht – wir haben in Deutschland die Wahlfreiheit. Sie wählen einfach nur aus Protest die "Alternative für Deutschland", weil Sie es denen da oben mal zeigen wollen? Keine gute Idee. Deutsche, die 1933 aus Protest Hitlers NSDAP wählten, sorgten für Krieg, Massenmord, Zerstörung und Leid ohne Ende. 

Wenn Sie nicht zu den einfach frustrierten Protestwählern gehören, dann haben Sie bestimmt Argumente für Ihre Wahl. Ihrer Ansicht nach sogar gute Argumente? Schön, dann haben Sie sich die Sache auch gut überlegt. Und da Sie mit Argumenten arbeiten und kein unverbesserlicher Sturkopf sind, möchte ich Ihnen meine Argumente mit auf den Weg geben: Christen, die die Worte Jesu ernst nehmen, können niemals die AfD wählen! 

Jesus hat gesagt, ich war fremd und obdachlos und ihr habt mir Heimat gegeben. Das verträgt sich nicht mit Hetze und fremdenfeindlichen Parolen. Jesus hat gesagt wir sollen unseren Nächsten lieben, wie uns selbst. Das verträgt sich nicht mit Homophobie und Antisemitismus. Und Jesus hat gesagt, wir sind alle, ohne Ausnahme, Kinder Gottes. Das verträgt sich nicht mit Ab- und Ausgrenzung und Diskriminierung. Zugegeben – auch in unserer Kirche bleiben wir allzu oft hinter diesen Worten Jesu zurück – von der Kirchenspitze bis zum himmlischen Bodenpersonal. Ja, es gibt auch in der Kirche Diskriminierung, Homophobie, Hetze ...  Aber auch hier kann ja jede und jeder selber mit gutem Beispiel vorangehen: Sich dafür stark machen, dass das Wort Gottes Gewicht bekommt. Und nicht eine Partei, die in Wahrheit keine Alternative für Deutschland, für Europa – und erst gar nicht für Christen ist.

Themen