Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Das Märchen vom guten König

Es war einmal ein König: Wer kennt sie nicht, diese wunderbaren Märchen vom guten König. Wenn in Großbritannien jetzt König Charles III. gekrönt wird und Millionen Menschen auf der ganzen Welt dabei sein wollen, zeigt das deren große Sehnsucht. Die Sehnsucht nach einer heilen und perfekten Welt. Einer Welt, in der der gute König verantwortungsvoll die Probleme löst und für Frieden und Gerechtigkeit sorgt.

Aber wir leben nicht in einer Märchenwelt. Die Welt hat ihre Kriege und Ungerechtigkeiten. Vom bedrohten Weltklima bis zu den Herausforderungen durch die KI und immer neue Techniken reicht die Problemliste. Kein Mensch, auch kein noch so guter König oder eine Königin, kann all diese Probleme allein lösen. Da ist es gut, wenn alle Menschen gehört werden. Alle eine Stimme haben.

Demokratie ist nicht einfach. Demokratische Lösungen brauchen viel Energie, Kraft und Geduld. Aber nur auf einen allmächtigen Herrscher an der Spitze zu vertrauen, ist unverantwortlich. Das gilt übrigens nicht nur für Königreiche.

Auch wenn das Reich Gottes nicht von dieser Welt ist - die Kirchengeschichte kennt zu viele Päpste, die gefehlt haben. Zu viele Bischöfe, die ihre Macht missbraucht haben. Es mag gute, sehr gute Könige und Kaiser geben, sehr gute Päpste und Bischöfe, aber die Geschichte zeigt deutlich: Wunsch und Wirklichkeit liegen doch oft sehr weit auseinander.

Da ist es gut, dass wir in einer funktionierenden Demokratie leben, so anstrengend es auch immer wieder ist. Wie wäre es, wenn wir auch in der Kirche mehr Demokratie wagen? Totalversager an der Spitze wie Bischof Zollitsch und Co. zeigen, dass wir eigentlich gar keine andere Wahl haben.

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur

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