Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Das ist keine Revolution

"Das ist keine Revolution!", beeilte sich der Luxemburger Kardinal Hollerich zu betonen. Es ging um das Mitbestimmungsrecht von Frauen bei der nächsten Weltsynode, das in dieser Woche bekannt gegeben wurde. Wenn Kirchenobere so etwas eigens betonen, darf man ruhig genauer hinhören. Denn für den Vatikan ist die Entscheidung, dass bei der Bischofssynode im Oktober 2023 und 2024 erstmalig genauso viele Frauen wie Männer abstimmen dürfen, schon weit mehr als eine kleine Randnotiz.

Zugegeben, es betrifft erstmal nur gut 70 Frauen, die zusammen mit 70 Männern die Gruppe der Laien bilden. Denn natürlich haben die rund gut 290 stimmberechtigten Bischöfe weiterhin eine überwältigende Mehrheit. Die Bischöfe sind also abstimmungstechnisch hier auf der ganz sicheren Seite - Frauen und Laienbeteiligung hin oder her.

Aber, die Kirche bewegt sich eben doch. Langsam und unaufhaltsam trägt man damit Rechnung, dass die Hälfte der Gläubigen Frauen sind und diese sich zukünftig nicht länger aus- und abgrenzen lassen werden. Der jahrzehntelange Machtmissbrauch, eben primär von Kirchenmännern, zeigt auch da Wirkung.

Die Zukunft der Katholischen Kirche wird eine Kirche sein, in der Männer und Frauen völlig gleichberechtigt dem Herrn der Kirche entgegen gehen. Oder sie wird nicht mehr sein. Für diese Prognose braucht es keine prophetische Gabe und keine Revolution. Denn nirgendwo steht geschrieben, dass das Reich Gottes eine reine Domäne der Männer ist. 

Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur

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