Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

"Päpstlicher Plunder"

Wissen Sie was "Päpstlicher Plunder" ist? Königin Elisabeth - nein, nicht die zweite, sondern Elisabeth I. von England hielt gar nichts von Reliquien. Doch wie sich die Zeiten ändern! König Charles, der erste Sohn von Elisabeth II. hat von Papst Franziskus eine wertvolle Reliquie geschenkt bekommen. Zwei klitzekleine Holz-Splitter vom Heiligen Kreuz, an dem Jesus Christus vor über 2000 Jahren gekreuzigt wurde. Die Holzreste werden in das Kreuz von Wales eingearbeitet, welches den neuen König von England am Tag seiner Krönung leiten wird. Keine schlechte Idee vom Papst. So hat Franziskus dafür gesorgt, dass ein starkes Zeichen der Gegenwart Jesus Christus, dessen irdischer Stellvertreter der Papst ja ist, die Krönungsprozession anführt. Der neue König Charles folgt dem Kreuz Christi und stellt sein Amt und seine Person unter den Schutz des Gottessohnes. Ein sehr gutes, weil für alle verständliches Zeichen. 

Man muss übrigens nicht glauben, dass die Splitter vom Kreuz echt sind. Kritiker haben vielfach darauf hingewiesen, dass alle verehrten Kreuzessplitter weltweit vermutlich für einen kleinen Wald reichen würden. Aber es wird ja niemand gezwungen, an solche Reliquien zu glauben. Man darf sie ruhig für "päpstlichen Plunder" halten. Jeder aber, der die ersten Schuhe seiner Kinder oder das verschwitze Laufshirt vom ersten Marathon aufbewahrt oder vielleicht stolz die Uhr vom Ur-Großvater trägt, weiß, dass solche Erinnerungsstücke eben doch mehr sind. Sie helfen, große und einzigartige Momente des Lebens festzuhalten. Sie helfen uns, wenn wir auf unser Leben zurückschauen. Sie geben uns Halt und Orientierung auf unserem Lebensweg. Ein Papst, der dem König Jesus Christus mit auf den Weg gibt: Was für eine wunderbare froh machende Botschaft!

Ihr

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur von DOMRADIO.DE