Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Beten für den Papst?

Wenn die deutschen Bischöfe für den Papst beten und ihm via Twitter ein rasche Genesung wünschen, macht das hellhörig. Nicht nur die Medienwelt schaut besorgt nach Rom, wo Papst Franziskus sich seit Mitte der Woche in der Gemelli-Klinik befindet. Wenn ein 86-jähriger mit einer Atemwegsinfektion in ein Krankenhaus muss, ist das immer ein Grund zur Sorge. Hinzu kommt bei Franziskus, dass dem Erkrankten seit seinem 21 Lebensjahr ein Teil eines Lungenflügels fehlt. Selbst wenn es inzwischen heißt, der Papst bete und arbeite schon wieder und sei auf dem Wege der Besserung: Die Sorgen bleiben. Und beten hilft immer!

Ich schlage aber vor, dass in das Gebet all die vielen Kranken einbezogen werden, die überall auf der Welt auf ihre Genesung warten. Alle die Alten, denen Tag für Tag ihr Körper immer mehr zur Last wird. Wenn ich auf den Fotos das schmerzverzogene Gesicht des Papstes sehe, dann wünsche ich mir für ihn, wie für alle anderen, aber auch die nötige Privatsphäre und ein wenig Respekt vor dem Alter und der Person. Ja - der Papst ist eine öffentliche Person. Ich kenne die Gesetze der Medien. Um nicht falsch verstanden zu werden: Das Leid der Welt darf und soll nicht ausgeblendet werden. Doch jedes Bild, welches wir von unseren erkrankten und leidenden Lieben besser nicht in der Zeitung sehen möchten, sollte auch dem Papst erspart bleiben. Angemessene Zurückhaltung, Würde und Respekt - die verdient jeder Mensch. 

Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur

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